Im Herbst ziehen sich die Wirkstoffe unter die Erde zurück.
Übers Jahr versorgen die Blätter die Pflanze. Sie recken und strecken sich dem Sonnenlicht entgegen, nehmen Energie auf. Über die Photosynthese wandeln sie diese in wertvolle Nährstoffe um. Während wir ab dem Frühling danach trachten, knackige, saftige Blättchen zu sammeln, ist diese Zeit nun in den meisten Fällen zu Ende.
Beinwell-Blatt in Saft und Kraft
Jetzt, im Herbst, lassen die Bäume ihre Blätter fallen. Auch den Kräutern merkt man an, dass sie in dieser Jahreszeit ihre Energie anderswo konzentrieren. Die Blätter werden lasch, welk, ziehen sich ganz zurück; die oberirdische Vielfalt in Wiesen und an Wegen nimmt stark ab. Unter der Oberfläche geht’s jetzt allerdings so richtig rund. Mehrjährige Pflanzen verschwinden ja nicht – sondern speichern ihre Energie für den Neustart im nächsten Jahr in den Wurzeln ab.
Wenn nun auf den saisonalen Speisekarten wieder vermehrt die Rede vom heimischen Wurzelgemüse ist, herrscht auch im Kräuterkalender diesbezüglich Hochsaison. Nun steht die Herbstsonne tief und wärmt milde, sofern sie es denn überhaupt durch den Nebel schafft. Die heißen Sommertage tragen wir noch in guter Erinnerung, doch sie sind längst Vergangenheit. Dementsprechend müssen sich Pflanzen nun vermehrt auf den Boden verlassen und auf sich selbst konzentrieren. Man merkt es deutlich: Sobald die Blätter beginnen, zäh zu werden, empfiehlt sich ihre Verwendung nicht mehr. Umgekehrt macht der Einsatz von Wurzeln wenig Sinn, wenn die Pflanze in voller überirdischer Pracht steht; dann ist nicht viel Power in den Wurzeln, schicken sie doch alles nach oben in Blätter, Blüten und Früchte.
Hier ist keine Wurzel-Zeit: Die Pflanze schickt all ihre Kraft in Blätter und Blüten.
Beinwell gibt’s übrigens auch gelbblühend. Hier wächst die lila Variante (die Officinalis-Pflanze) neben Unmengen an Gänsefingerkraut.
Für die Verwendung vieler Heilpflanzen gräbt man nach deren Wurzeln. Das Geheimnis dahinter ist schlicht jenes, dass jene heilsamen Stoffe so konzentriert wie irgend möglich gewonnen werden sollen – und nirgends sonst erhält man sie dermaßen komprimiert, wie in der Wurzel. Folgendes sollte unbedingt beachtet werden, um die Pflanze bei der Wurzelernte nicht zu schädigen:
Am besten verwendet man hierfür ein geeignetes Stück Holz oder, wie richtige Kräuterhexen beschwören, ein Reh- oder Gamskrückerl. Dieses Stück Geweih ist an der Spitze etwas abgestumpft und gleitet durch die Biegung ideal unter die Erde.
Die Pflanze lebt durch die Wurzel. Ernte nur so viel, dass ihr immer noch genügend zur Versorgung bleibt. Nur starke, ordentlich gewachsene Exemplare eignen sich. Lieber von zwei Pflanzen kleinere Mengen entnehmen, als von einer zu viel.
Auch die Pflanze braucht Ruhe. Lass‘ ihr diese in der wirklich kalten Jahreszeit. Um Allerheiligen ist Schluss mit Graben – also nütz‘ die nächsten Tage noch!
Es gibt Mittel und Wege, sich an den Gewächsen zu bedienen, wenn nicht gerade Wurzelzeit – also Frühling oder Herbst – ist. Vom Beinwell beispielsweise kann man auch die Blätter für die Herstellung einer wertvollen Salbe nehmen. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass viel mehr Pflanzenmaterial benötigt wird, wenn man die Blätter verwendet, da dort die Wirkstoffe nicht derart kompakt verfügbar sind.
Auch die saftigen, schleimigen Stängel des Beinwells können verwendet werden.
Aber wofür nimmt man eigentlich Beinwell?
Wie es der Name schon andeutet, hilft er dabei, Ge-Beine, also Knochen, gut, heil, zu machen. Er wirkt wundheilend und gewebebildend, bei Knochenbrüchen sagt man ihm nach, die Knochenbildung- und heilung zu fördern. Auch bei Prellungen, Gicht und rheumatischen Erkrankungen findet er als gehaltvolle Salbe seinen Einsatz.
Wer mag, bereitet aus den Wurzeln auch eine Tinktur. Dafür setzt man saubere Wurzelstücke in hochwertigem Alkohol an und seiht diesen nach etwa drei Wochen ab. Mit in der Tinktur getränkten Tüchern lassen sich sehr einfach Auflagen zubereiten. Der Beinwell gilt allerdings als leicht giftig, weswegen eine dauerhafte Anwendung nur äußerlich geraten wird.
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