goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Muh-Kuh

Kein Aussteiger: Biobauer Hoina

3. Oktober 2016 , In: Alltag
15

Gut ist: wissen, was man will

Ich hab da einen Freund. Mein Freund heißt Jakob. Jakob ist Landwirt.
Er ist noch nicht mal 30 Jahre alt, dynamisch, aufgeschlossen. Ein Mann mit absoluter Handschlagqualität. Ich freue mich sehr, ihn fürs Biomagazin zum Inhalt einer Geschichte machen zu dürfen. Denn für mich zeigt kein anderer so gut wie er, dass ländliche Konventionen bestimmt nicht bedeuten müssen, ein ausschließlich traditionelles und damit vielleicht langweiliges Leben zu führen.

Ja, ich weiß: Schön langsam wird’s auffällig. Die bäuerlichen Artikel hier am goodblog häufen sich. Aber wenn es mir doch wirklich, wirklich wichtig ist! Selber wuchs ich nicht auf einer Landwirtschaft auf. Ich stamme wohl aber aus einer stark solcherart geprägten Gegend. Meine Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits hielten auch früher Tiere und bestellten Land. Das Leben als Halbwüchsige und später in der Großstadt ließ diese Kultur mitunter provinziell, um ja nicht zu sagen: rückständig, erscheinen.

So erging es Vielen, glaube ich. Und zwar so lange, bis es cool wurde, Bio-Lebensmittel zu kaufen und diese eventuell sogar selbst anzubauen. Ich, für meinen Teil, wusste immer schon, dass ich nur zu Ausbildungszwecken meinen Lebensmittelpunkt in die Stadt verlegen wollte viel zu sehr vermisste ich das Landleben. Das Leben hier und die damit verbundenen Möglichkeiten. Hier kann ich ums Eck bei meinen Freunden, beispielsweise bei Jakob, dem Hendl-Biobauer meines Vertrauens, einkaufen.

Es macht mich stolz, so geradlinige Menschen wie ihn zu kennen. Man muss nicht erst aus seinem gut dotierten Marketingjob, der Führungsposition im Management oder der Technikbranche aussteigen, um die Vorzüge eines bewussten und lässigen Lifestyles zu erkennen.

Lest hier den ganzen Artikel:

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina
Der Artikel im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein

Man muss kein Aussteiger sein

Nein, im Gegenteil. Jakob Kranawetter hat immer schon gewusst, dass er die elterliche Landwirtschaft übernehmen will. Warum gegen Traditionen auflehnen, wenn selbstbestimmtes Leben so gut sein kann? Das und mehr erzählt er Carmen Hafner im Interview.

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Jakob und Helene

Er ist 27 Jahre jung, der Biobauer vom Oberhollner im oberösterreichischen Garsten. Dynamisch, offen, ein bisserl ein Sunnyboy. Seine frisch angetraute Frau Michi hat er in der Landjugend kennengelernt. Jakob ist der „Hoina“, so nennen ihn – und seinen Vater – umgangssprachlich Freunde und Bekannte. Und davon gibt es genügend: Am Land rückt man irgendwie sowieso näher zusammen, und die Kranawetters sind gesellige Leute. Nachbarschaftlich hilft man sich gegenseitig, jedem steht die Tür offen. Wir haben die Chance genutzt und Jakob gefragt, was ihn an so einem traditionellen Beruf wie seinem reizt.

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Jakob und Michi

Wann hast du beschlossen, dass du Bauer werden möchtest?

Jakob (lacht): Vor ungefähr 25 Jahren! Das war schon als Kind mein Ziel, wenn auch nicht bewusst. Die ersten ernsthaften Gespräche darüber führten meine Eltern und ich aber wohl, als ich 15 war, nach der Hauptschule. Im Anschluss besuchte ich die Höhere land- und forstwirtschaftliche Schule in Sankt Florian und übernahm im August 2012 den Betrieb, mit gerade mal 23.

Für deine drei Geschwister war die Landwirtschaft keine Option?

Jakob: Früher war irgendwie keiner recht scharf darauf, daheim zu bleiben. Meine zwei Schwestern und auch der Bruder haben sich beruflich anders entwickelt. Dann war sozusagen ich als der Jüngste noch übrig – bei mir war’s dann klar!

Welchen Beruf hättest du sonst noch ergreifen wollen?

Jakob: Puh, das ist schwierig. Auf jeden Fall würde ich unbedingt selbstständig arbeiten wollen. Landschaftsgärtner interessierte mich mal, aber auch Mechaniker, die Baubranche, irgendetwas Technisches… ich wäre wohl am ehesten professioneller Bastler geworden.

Das muss man ja als Landwirt auch sein.

Jakob: Stimmt, das ist hilfreich. Wahnsinnig toll finde ich es, wenn genügend Zeit im Alltag bleibt, um Dinge selbst zu reparieren. Es ist natürlich wünschenswert, wenn der Betrieb so gut läuft, dass der Tag im Nu vorüber ist, weil so viele Dinge zu erledigen sind – aber ich genieße es schon sehr, ohne Eile selbst werken und tüfteln zu können. Früher hab ich sogar mal selber eine Maschine zum Anbau für die Wiese entwickelt, die es so auf dem Markt noch nicht gab.

Was siehst du als den größten Vorzug deines Berufs?

Jakob: Man kann sich die ganze Arbeit selbst einteilen. Das ist in gewisser Weise aber gleichzeitig der stärkste Nachteil. Jedenfalls ist der Alltag extrem vielseitig. Die Feld- und Wiesenarbeit taugt mir irrsinnig: Du siehst einfach gleich, ob das, was du machst, gut ist – oder ein Blödsinn und es wächst nichts. Die Tiere auf der Weide zu haben macht ebenso große Freude. Das ist gleichermaßen unkompliziert und schön. Du gehst sie drei Mal in der Woche besuchen und merkst, dass es ihnen an nichts fehlt.

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Hendl

Gibt es Arbeiten, die du nicht gerne erledigst?

Jakob: Natürlich, die kommen wohl in jedem Beruf vor. Seien wir ehrlich: Den Hühnerstall drei Tage lang zu räumen macht wohl niemandem großen Spaß. Oder Steine klauben am Feld… oder wenn Tiere krank sind. Das kann sich ziehen und ist ein wenig zermürbend, auch wenn es oft nur Kleinigkeiten sind. Am meisten hadere ich allerdings damit, dass ich 90 Prozent meiner Arbeit wirklich gerne mache und es mir schwer fällt, zuzugeben, wenn es zu viel wird und ich mir Unterstützung holen muss.

Auf einem großen Betrieb wie deinem wird zusammengeholfen, oder?

Jakob: Genau. Das funktioniert zum Glück ganz unkompliziert. Meine Geschwister sind mit ihren Kindern oft bei uns auf dem Hof. Den Kleinen gefällt das Eier sortieren, was gibt es Besseres! Beim Silieren helfen auch viele Hände mit. Etwas Besonderes ist die Nachbarschaftshilfe bei uns am Land. Benötige ich Unterstützung, sitzt man sich schon mal für mich einen Tag auf den Traktor – und natürlich umgekehrt. Wir haben auch gewisse Maschinen gemeinsam mit anderen Betrieben. Alleine geht’s einfach nicht so gut wie gemeinsam.

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Nutscherl

Arbeit und Freizeit sind auf dem Hof wohl schwer zu trennen?

Jakob: Meine Frau und ich bemühen uns sehr, im arbeitsreichen Alltag Zeit für uns zu finden. Die Familie akzeptiert das und unterstützt sich dabei gegenseitig: Mein Vater und ich wechseln uns im Stalldienst ab. Er hatte allerdings gerade einen Bandscheibenvorfall, wodurch wir wieder stark auf Hilfe und den Zusammenhalt angewiesen waren. Erst durch solche Situationen merkt man so richtig, wie viel man aufeinander zählen kann. Mittlerweile geht es ihm zum Glück wieder besser. Ich freue mich schon auf Zeiten, in denen ich wieder nachmittags spontan Klettern oder im Winter Snowboarden gehen kann.

Deine Eltern werken in der Landwirtschaft immer noch tatkräftig mit. Führten sie schon früher einen Bio-Betrieb?

Jakob: Ja! Das waren harte Zeiten damals. Bereits 1987 haben sie mit der Umstellung begonnen, zwei Jahre später wurde unser Hof einer von nur rund 100 anerkannten Biobetrieben, die es damals in ganz Österreich gab. Der Markt war aber noch nicht wirklich bereit. Für die Direktvermarktung brachte es natürlich keinen Nachteil, aber für größere Mengen Biomilch fanden meine Eltern noch keine Abnehmer. Sie waren schlichtweg Idealisten. Der deutliche Mehraufwand erwirkte keinen finanziellen Nutzen. Erst kurz bevor wir vor elf Jahren mit der Hühnerhaltung begannen, keimte das Interesse an biologischen Nahrungsmitteln langsam. Bis heute ist es stetig gewachsen. Der regelrechte Boom, den wir im Moment haben, startete erst vor rund fünf Jahren.

Heute ist es ein Trend, sich über die Herkunft seiner Nahrung Gedanken zu machen. Viele wünschen sich ein „kleines Sacherl“, um sogar selbst anzubauen. Wie siehst du das?

Jakob: Natürlich verstehe ich diesen Wunsch. Ich befürchte nur, dass Flächen in der gewünschten Größenordnung schwer zu bekommen sind. Wir haben selbst zwei Drittel unserer bewirtschafteten Fläche gepachtet, weil jemand anderes seinen Betrieb nicht fortführen wollte oder konnte. Was frei wird, bestellt oft ein größerer Bauer aus der Gegend mit, der Einfachheit halber.

Womit wir wieder beim Thema wären – vielleicht sollten sich besser Leute zusammentun! Darum, liebe Kinder der Landwirtschaft: Gebt nicht leichtfertig die Profession eurer Eltern auf. Überlegt euch gut, ob ihr nicht lieber mithelft, regionale Landwirtschaften am Leben zu erhalten. Es wird immer wichtiger, zu wissen, woher unser Essen kommt.

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Eier

Der Biohof Kranawetter, vulgo Oberhollner (Hoina)

Rund 16 Hektar Grünland, 14 Hektar Ackerfläche und 3 Hektar Land sind zu bewirtschaften. Insgesamt wollen 1.600 Legehennen, 16 Milchkühe samt Jungvieh – aktuell 16 Kälber – sowie zwei Hausschweine umsorgt werden. Eine Herausforderung! Mit wem der Jungbauer tauschen würde, wenn er könnte? Mit absolut niemandem.

goodblog im Biomagazin: Man muss kein Aussteiger sein - Biobauer Hoina - Biohof Kranawetter

Kontakt:

Ab-Hof-Verkauf von Bioprodukten: Eier, Milch und Speisegetreide
Biohof Kranawetter – Oberhollner
Weinbergstraße 11
A-4451 Garsten

Kommentar hinterlassen

Facebook

Instagram

Glückspost | Newsletter

Neue Beiträge

Ihr wollt am Laufenden bleiben?
E-Mail-Info bei jedem neuen Beitrag

Was ich gerade lese

goodblog - Lesestoff für den Sommer: Lucy Clarke: Die Bucht, die im Mondlicht versank

Lesen. Unbedingt – alle von Lucy Clarke! Absoluter Pageturner. Nicht wahnsinnig intellektuell fordernd, aber auch wirklich nicht flach. Nett geschrieben, perfekte Sommerunterhaltung. 5/5*…Book Details
Book URL : Buy
goodblog: Lesestoff für den Sommer - Rufi Thorpe: Ein Sommer in Corona del Mar

Der Titel klingt weitaus romantischer, als der Inhalt ist: ein ungeschönter Einblick in amerikanische Mittelstandsschichten, skizziert am Leben zweier Schulfreundinnen, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Lest sich gut, aber die Geschichte an sich könnte noch fesselnder sein. 4/5*…Book Details
Book URL : Buy

Mehr darüber

Archiv

Blogger Relations Kodex

Blogger Relations Kodex
Fatal error: Uncaught exception 'wfWAFStorageFileException' with message 'Unable to verify temporary file contents for atomic writing.' in /home/.sites/819/site9818333/web/wp-content/plugins/wordfence/vendor/wordfence/wf-waf/src/lib/storage/file.php:52 Stack trace: #0 /home/.sites/819/site9818333/web/wp-content/plugins/wordfence/vendor/wordfence/wf-waf/src/lib/storage/file.php(659): wfWAFStorageFile::atomicFilePutContents('/home/.sites/81...', 'saveConfig('livewaf') #2 {main} thrown in /home/.sites/819/site9818333/web/wp-content/plugins/wordfence/vendor/wordfence/wf-waf/src/lib/storage/file.php on line 52