goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof - Gundi und Jakob Kiesenhofer

Du kennst kein Jakobe Rind?

19. Februar 2017 , In: Ernährung, Konsum
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Gut ist: wissen, was man will auch wenn’s gleich mehrere Sachen sind

Dann ist es aber echt an Zeit! Gut, dass meine Kollegen vom Biomagazin und ich mit offenen Augen, Ohren (und Mündern!) durch die Messehallen der Bio Österreich geschlendert sind. Dort haben wir nämlich einen seeehr interessanten Herrn getroffen. Und weil ich anscheinend eine Vorliebe für landwirtschaftliche Portraits habe, sollte dieser alsbald vor den Vorhang geholt und Star unserer regelmäßigen Artikelserie werden.

Wir erinnern uns an Jakob, den jungen Biobauern: Er weiß auch ganz genau, was er will. Der Jakob aus dieser Geschichte ebenso. Nur will er gleich mehrere, also zwei, Standbeine haben. Jakob Kiesenhofer ist gleichermaßen Landwirt und selbstständiger Tischlermeister.

Was ich will? Sein Fleisch. Bereits beim Besuch an seinem Messestand habe ich mich nämlich in seine Produkte verliebt. Darum hat’s sogar bei unserem vergangenen Weihnachtsdinner seine Wagyu-Rillettes als Vorspeise gegeben, haaaaach:

goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof - Wagyu-RilettesAber das ist eine andere Geschichte. Lasst mich zuerst die von Jakob und Gundi Kiesenhofer, ihren Jakobe-Rindern sowie dem Alltag im Mühlviertler Outback erzählen:

goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof

Der Artikel im Biomagazin: Vom Tischlern und den Rindern

Vom Tischlern und den Rindern

Oder: Warum eine Teilzeit-Landwirtschaft die perfekte Ergänzung zum selbstständigen Handwerksberuf sein kann. Carmen Hafner hat am oberösterreichischen Kohlenerhof nachgefragt.

goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof

Weshalb man das genau dort herausfinden kann? In Prandegg, etwa zehn Kilometer von der nächsten Ortschaft entfernt, leben Jakob und Gundi Kiesenhofer mit ihrer kleinen Tochter Anna. Der Tischlermeister, 43, und seine 30-jährige Frau, eine Agrarwissenschaftlerin, haben den für sich idealen Mittelweg entdeckt.

Hof und Tischlerei

Wer Jakob Kiesenhofer kennenlernt wird rasch feststellen: Dieser Mann ist ein Unikat. Der offene, quirlige Mühlviertler vermag es, mit exakt der gleichen Begeisterung in der Stimme von seinen einzigartigen Werkstücken aus Holz zu schwärmen, mit der er auch von seinem Vieh erzählt.
Was nach einer ungewöhnlichen beruflichen Kombination klingen mag, findet bei den Kiesenhofers zu gleichen Teilen Platz im täglichen Leben. Der Landwirt ist nämlich einerseits selbstständiger Tischler und erzeugt in seiner Holzmanufaktur bodenständige, aber außergewöhnliche Möbelstücke wie etwa Tische aus den Relikten der abgerissenen Linzer Eisenbahnbrücke. Und zusätzlich bewirtschaftet er mit seiner Frau den Hof, den er von den Eltern übernommen hat. Eines steht jedenfalls bei beidem im Vordergrund: Das starke Bewusstsein für Qualität.

goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof - Tischlermeister Jakob Kiesenhofer

Jakob und sein Jakobe Rind

Als Möbelbauer legt Jakob das Hauptaugenmerk auf die Herstellung von hochwertigen Tischen, um diese in den Mittelpunkt der Wohnkultur zu setzen. Das Reden miteinander, die direkte Kommunikation an heimeligen Plätzen möchte er damit fördern.

goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof - Jakob Holzmanufaktur

Auch in der Landwirtschaft ist der redselige Handwerker auf beste Ergebnisse aus, selbstverständlich unter für Mensch und Tier idealen Bedingungen. Gewitzt, wie er ist, kreierte er kurzerhand sein eigenes biologisches Jakobe-Rind in Anlehnung an das japanische Kobefleisch.

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Weil die Reinzucht von Wagyu-Rindern sehr zeit- und kostenintensiv ist, entschloss er sich zu Kreuzungen herkömmlicher Kuhrassen mit Wagyu-Stieren. Ihr Fleisch ist weniger fett, gleichzeitig aber für die Kunden sogar um einiges günstiger.

goodblog im Biomagazin: Jakobe Rind - Wagyu-Fleisch vom Kohlenerhof - Wagyu-Rinder

Dass es den nicht enthornten, im Freilaufstall lebenden und mit selbst erzeugtem Gras, Heu sowie Grassilage gefütterten Tieren an nichts fehlt, freut das Herz und spiegelt sich letztendlich auch in der Qualität der erhaltenen Produkte wieder. Dabei wäre all das um ein Haar gar nicht zustande – und die vielen Kunden um ihr Fleisch, die Salami, den Rohschinken und um ihr köstliches Rillette, einen speziellen Fleischaufstrich, gekommen. Denn:

Habt ihr jemals überlegt, eines eurer beiden Standbeine zugunsten des anderen Berufs aufzugeben?

Jakob: Ja, eigentlich wollte ich die Landwirtschaft verpachten und mich voll auf die Tischlerei konzentrieren. Die arbeitsintensive Milchwirtschaft meines Vaters hielt ich für nicht zukunftsträchtig, weshalb ich mich schlussendlich für die Mutterkuhhaltung entschied. Einige Jahre züchtete ich erfolgreich Hochlandrinder, bevor ich auf die Wagyu-Rinderzucht umstieg.

L(i)ebt ihr die Ausgewogenheit beider Professionen in Kombination? Oder möchtet ihr gerne noch etwas optimieren?

Jakob: Das eine geht ohne dem anderen nicht. In Zukunft würde ich allerdings gerne die Arbeit in der Holzmanufaktur etwas reduzieren und dafür mehr Bauer sein. Das ist weniger stressig. Die Landwirtschaft ist für mich ein Ausgleich und Ideenspender für die Holzmanufaktur, denn Kreativität klappt selten auf Knopfdruck.

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Gundi: Beide Betriebe ergänzen sich sehr gut. Wenn wir die Landwirtschaft nicht hätten, würde ein wesentlicher Teil in unserem Leben fehlen, denn die gemeinsamen Stunden im Stall sind ja nicht nur Arbeitserledigungen, sondern auch Zeit mit dem Partner und der Familie. Gleichzeitig bin ich unendlich froh, dass wir nicht ausschließlich vom Einkommen aus der Landwirtschaft leben müssen. Aus einem „Ich kann das tun“ wird sonst schnell ein „Ich muss das tun“ – und genau das wollen wir nicht.

Was bedeutet berufliche Freiheit für euch?

Jakob: Durch die Selbstständigkeit kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen – sowohl bei den Tieren als auch im Büro.

Gundi: Jakob ist sehr viel für Kundengespräche und Baustellenbesichtigungen unterwegs. Dennoch versuchen wir, die drei Mahlzeiten täglich gemeinsam zu essen und die Zeit abends mit unserer Tochter zu verbringen. Das ist für uns echte Lebensqualität. Außerdem ist unser Arbeitsplatz zuhause und wir müssen nicht täglich mehrere Stunden pendeln. Diese Freiheit schätzen wir jeden einzelnen Tag.

Wenn ihr einen anderen Beruf ausüben könntet, welchen würdet ihr wählen?

Jakob: Ich würde bestimmt etwas im Verkauf machen, beispielsweise Immobilien verkaufen. Aber ich bin nun seit 29 Jahren als Tischler tätig, davon 17 Jahre als Tischlermeister, und ich werde es auch weiterhin bleiben.

Gundi: Gottseidank stellt sich diese Frage nicht, denn ich würde nichts anderes machen wollen.

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Welchen Weg wünscht ihr eurer kleinen Tochter? Was möchtet ihr ihr dafür mitgeben?

Jakob: Wir werden ihr lernen, dass Ehrlichkeit und Geradlinigkeit im Leben sehr wichtig sind. Bei ihren beruflichen Plänen werden wir uns nicht einmischen. Vielleicht tritt sie in unsere Fußstapfen, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall wollen wir ihr eine unbeschwerte Kindheit ermöglichen, so wie wir unsere in Erinnerung haben.

Wirst du, Gundi, zum Arbeiten zuhause am Hof bleiben, wenn Anna im Kindergarten ist?

Gundi: Ja, auf jeden Fall. Es gibt immer etwas zu tun. Daher werde ich die wichtigsten Sachen erledigen, während sie im Kindergarten ist, und den Nachmittag mit ihr verbringen. Ich habe es früher sehr genossen, dass meine Mama zuhause bleiben konnte und es mittags etwas Ordentliches zu Essen gab – das möchte ich meinem Kind auch ermöglichen.

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Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Gundi: Für uns selbst erhoffen wir uns viel Gesundheit und Zufriedenheit. Allgemein wünschen wir uns, dass die Gesellschaft wieder mehr Augenmerk auf Qualität statt Quantität legt. Die Lebensmittel müssen wieder einen viel höheren Stellenwert gewinnen. Denn sie sind, wie das Wort „Lebens-Mittel“ so schön sagt, eigentlich das Wichtigste im Leben. Ohne mit der Wimper zu zucken wird beispielsweise für die modernste Handytechnologie viel Geld ausgegeben, beim täglichen Einkauf dafür jeder Cent umgedreht.

Welche guten Tipps könnt ihr unseren LeserInnen verraten?

Jakob: Mein Lebensmotto lautet: Klein und fein – aber mein. Unsere Betriebe hätten beide großes Wachstumspotenzial, aber wachsen bedeutet immer auch mehr Arbeit und gleichzeitig mehr Abhängigkeit. Genau dem versuchen wir bewusst entgegenzusteuern. Ich habe den Punkt erreicht, wo ich sagen kann: „Danke, das reicht für mich“. Statt diesem gesellschaftlichen Streben nach ständig mehr, größer und schneller empfehle ich jedem die Frage an sich selbst: „Wieviel ist eigentlich genug?“

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Der Kohlenerhof in Prandegg

Unweit von Linz im oberösterreichischen Mühlviertel liegt der Kohlenerhof. Seit 1985 biologisch bewirtschaftet hat sich Landwirt und Tischler Jakob samt seiner Familie mittlerweile voll und ganz der Rinderzucht verschrieben. Aktuell führen dort 34 Wagyu-Rinder, 23 Hühner, 2 Pferde, ein Hund und eine Katze ein glückliches Leben. Ja und einzigartige Tischler-Möbelstücke bekommt man in der zugehörigen Holzmanufaktur auch noch.

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Kontakt:

Gundi & Jakob Kiesenhofer
Prandegg 21a
A-4293 Gutau
www.jakob-holzmanufaktur.at

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