Ich hab heut wieder ein Kräutlein für euch, dem gemeinhin der Ruf des Unkrauts anhaftet: Der Giersch wird gleichermaßen von Hobbygärtnern gehasst wie von Naturbewussten verehrt. Die hartnäckige Pflanze lässt sich nur schwer aus dem Garten vertreiben, punktet aber durch wertvolle Mineralstoffe. (Etwa die gleiche Einleitung ist es, die ich euch auch über die wertvolle und leckere Vogelmiere erzählen konnte :-)).
Kleine, unscheinbare Blätter sind es, die Frühlingskraft und den zarten Geschmack von frischem Grün verheißen. Im noch jungen Jahr ist Giersch eine der ersten Pflanzen, die ihre Blattspitzen aus der Erde recken. Zu finden ist er fast ausnahmslos in jedem Garten: weniger in Beeten, als unter Sträuchern und Hecken, an Gebüschen und Mauern. Gärtner fürchten ihn, weil er nahezu nicht zu loszuwerden ist. Ständig zupft man seine Blättchen aus, scheinbar immer mehr folgen nach. Aber auch außerhalb, gerne in an den Rändern von Bächen und Flüssen sowie in feuchten Auenwäldern, wächst der Giersch in rauen Mengen.
Landläufig nennt man Giersch aufgrund seiner Optik auch Erdholler. Seine Blätter sehen jenen des Hollers, der Holunderstaude, nämlich sehr ähnlich. Sie kommen jedoch direkt aus der Erde, gedeihen nicht strauchförmig. Seine alten Namen „Geißfuß“ und „Dreiblatt“ weisen ebenfalls auf sein Äußerliches hin: Stets mit drei Blättern an einem Stängel gewachsen ähnelt die Form dem Fuß einer Ziege.
Diese Dreier-Charakteristik sollte man sich auch für die eindeutige Bestimmung der Pflanze merken.
„Drei, Drei, Drei – bist beim Giersch dabei!“
So lautet der Merkspruch, der auf dreimal wichtige Dreierregel hinweist:
Der letzte Punkt, die drei Zacken, sind zwar in den meisten Fällen anzutreffen, aber nicht zwingend. Dennoch sollte die Dreierregel beachtet werden, da der Giersch giftige Verwandte aus der Familie der Doldenblütler, zu der auch er gehört, hat.
Der dreikantige Stängel
Gewissenhaft bestimmt, wie das bei sämtlichen wild geernteten Pflanzen unerlässlich ist, mundet Giersch hervorragend. Er ist eines der ältesten bekannten Wildgemüse. Selbst unsere Vorfahren im Mittelalter wussten über die Vorzüge der oft vorkommenden Pflanze Bescheid. Der Giersch kann roh in Aufstrichen und Salaten sowie gekocht als Spinat oder in der klassischen Gründonnerstagssuppe verwendet werden. Überall, wo Petersilie zum Einsatz kommen würde, passt auch Giersch.
In der Quiche habe ich euch den Giersch bereits voriges Jahr gezeigt:
Auch als Tee findet das Kraut seine Anwendung. Er wirkt blutreinigend, harnsäuretreibend und entgiftend. Damit eignet er sich hervorragend für eine Frühjahrskur, wie ich sie euch im Beitrag zum Natürlich Entschlacken bereits ans Herz gelegt habe.
Besonders für Beschwerden im Fußbereich griff man immer schon auf Giersch zurück. Da rheumatische Erkrankungen und speziell Gicht im Zusammenhang mit erhöhter Harnsäure stehen, ist die wassertreibende Eigenschaft zur Behandlung ideal. Dafür kann man das Wildkraut in jeder erdenklichen Form zu sich nehmen: immer wieder im Speiseplan integriert, vorbeugend oder akut als Heiltee getrunken (frische oder getrocknete Blätter), als Abkochung in Kräuterwickeln auf die betroffenen Stellen aufgelegt.
Auch mit einer Auflage aus frischen Blättern kann ich über gute Erfahrungen berichten. Ist beispielsweise der Fuß samt Zehenbereich von Gicht gezeichnet, also heiß, entzündet und angeschwollen, wirken frische Blätter einerseits kühlen und sondern dazu noch die wichtigen Wirkstoffe ab. Man gibt mehrere Handvoll Blätter in ein Stoffsackerl, steckt den Fuß hinein, bindet das Sackerl leicht zu, sodass man es nicht verliert, und legt sich abends damit schlafen. Der Herr des Haushalts durfte das bereits erproben (tja, so ist das, wenn man eine Kräuterhexe zuhause hat…), wird bestimmt wieder gemacht! Denn auch, wenn er es komisch fand, mit dem Fuß im Sack zu nächtigen, hat’s tatsächlich die pochenden Schmerzen gelindert.
Giersch ist nicht nur im Krankheitsfall empfehlenswert, sondern das ganze Jahr hindurch in der Küche als Nährstofflieferant einzusetzen. Er enthält wertvolles Kalzium, Magnesium, Phosphor, Silicium, Nitrate, Vitamin C und ätherisches Öl. Damit macht es ihn zu einer hochwertigen, sehr einfach verfügbaren Zutat für viele Gerichte einer gesunden Lebensweise. Die uns umgebenden Wildkräuter taugen ausgezeichnet dazu, sie ab und an in die Zubereitung der Speisen zu integrieren. Eine abwechslungsreiche, naturbewusste Ernährung tut dem Körper gut und ist wirklich nicht auf Superfoods aus dem Geschäft angewiesen.
Das Rezept für ein schnelles, leckeres Gericht mit Giersch findet ihr hier am goodblog: Giersch-Quiche
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