goodblog: Artikel Biomagazin - Kräuterpädagogik

Altes Wissen bewahren durch Kräuterpädagogik

10. März 2016 , In: Natur, Wild werden
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Gut ist: viel zu wissen und das auch weiterzugeben

Wie schon vor einiger Zeit angekündigt, hab ich für das Biomagazin einen Artikel über meine Kräuterpädagogik-Ausbildung verfasst. Bereits beim ersten Kräuterwissen-Beitrag im Herbst erzählte ich vom Beweggrund: Ich möchte viel mehr darüber wissen, was unsere Vorfahren als Selbstverständlich betrachtet haben, nämlich wie und vor allem warum welche Pflanzen um uns herum für Mensch und Tier sinnbringend eingesetzt werden können.

Tja, wie gut, dass es Leute gibt, die in genau diesem Bereich extrem kundig sind – und es sich zuuuufällig zur Profession gemacht haben, ihr Fachwissen weiterzugeben. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich bin zutiefst beeindruckt von den Lehrenden am LFI Oberösterreich, dem Ländlichen Fortbildungsinstitut der Bauernkammer. Mir gefallen der landwirtschaftliche Hintergrund, die wissenschaftlich fundierten Inhalte, aber vor allem deren Begeisterung für die Sache an sich. Kräuterpädagogik besteht nicht nur daraus, dass jemand sich supergut auskennt und damit glänzen möchte. Vielmehr stellt sich der Naturvermittler der wichtigen Aufgabe, die Vielfalt greif- und damit anwendbar für diejenigen zu machen, die sich bisher weniger damit beschäftigt haben. Und genau das möchte ich auch können. Ich will mich selbst noch tiefer in die Materie (und Erde ;-)) einarbeiten, damit ich mein Umfeld nicht nur durch Schwärmerei für Mutter Natur begeistern kann, sondern ich möchte wirklich sachdienliche Hinweise geben.

Sollte in euch auch ein kleines Pflänzchen des Interesses keimen, das sich gerne in der Kräuterpädagogik entfalten möchte: Lest erst mal meinen Artikel über die Ausbildung am LFI und googelt dann jedenfalls eure Möglichkeiten. Denn diese sind vielfältigst; das LFI gibt es in jedem Bundesland, aber auch WIFI und alternative Anbieter wie etwa die Vitalakademie versprechen profunde Wissensvermittlung. Darüber kann ich euch leider nichts erzählen, wohl aber beispielsweise Doris von Löwenzahn und Pusteblume – Auf den Spuren grüner Wunder, die beispielsweise den WIFI-Lehrgang Kräuterpädagogik für die Arbeit mit Kindern absolviert hat.

Ich wünsche euch auf alle Fälle viel Freude beim Lesen und noch viel mehr, wenn ihr hinausgeht und den Frühling und die Kraft des Wachstums in vollen Zügen genießt!

Artikel im Biomagazin: Kräuterpädagogik
Der Artikel im Biomagazin: Kräuterpädagogik – Für alles ist ein Kraut gewachsen

 

Für alles ist ein Kraut gewachsen

Was für die ältere Generation noch ganz selbstverständlich war, müssen wir uns heutzutage gezielt aneignen. Zum Glück gibt es Lehrgänge wie den des LFI Oberösterreich, der Kräuterpädagogen ausbildet, um dieses Wissen über die Pflanzen rund um uns nicht aussterben zu lassen.

Unsere Großeltern sind in dem Bewusstsein erzogen worden, dass die Natur für alle Fälle die nötigen Mittelchen parat hält. Nicht nur das, sie sorgten vor – denn viele Krankheiten und Verstimmungen müssten erst gar nicht entstehen, wenn man zur richtigen Pflanze greift oder sich ausgewogen ernährt. Und auch das bitte möglichst achtsam, denn: „Früher hat man gesagt, dass alle Kräuter, die eine Familie benötigt, in deren eigenem Garten zu finden sind“, erzählt Botaniker Hansjörg Hauser, der die angehenden Kräuterexperten am ersten Ausbildungswochenende unterrichtet. Er und seine Lehrkollegen vom Ländlichen Fortbildungsinstitut werden nicht müde zu betonen, dass man zwar Kopf und Geist erheben, weiten und öffnen, dabei aber auch mal den Blick senken und auf Naheliegendes richten solle.

Zitat aus dem LFI-Ausbildungsprogramm:

„Kräuterpädagogen sind Naturbotschafter und verbinden das traditionelle ethnobotanische Wissen mit dem Erkenntnisstand der heutigen Zeit. Dabei geht es nicht um ausgefallene oder gar seltene Pflanzen, sondern um jene, die den Menschen auf Schritt und Tritt begleiten und oft aus Unkenntnis zum ,Un-Kraut‘ degradiert werden.“

Zertifizierte Kräuterhexen und -hexeriche

Zwischen dem Wirkungszeitraum unserer Großeltern und heute wurde allerdings noch eine Generation groß. Sie durfte sich über all die Fortschritte der Technik freuen, durch die man plötzlich Essen viel länger haltbar, noch intensiver schmeckend und die Wirkungsweise der Pflanzen in pharmazeutische Pillen verpacken konnte. Ja und weil man mittlerweile bemerkt hat, dass synthetische Nahrungsmittel voller Zusatzstoffe auch Schattenseiten haben, merkt man ein starkes Verlangen nach einer Rückkehr zur Natur.

„Im Oktober 2005 startete der Zertifikatslehrgang für Kräuterpädagogik am LFI in Oberösterreich. Dabei wurden bisher an die 500 Personen in 25 Kursen ausgebildet. Derzeit besuchen wieder 55 Frauen und Männer die drei angebotenen Kurse“, berichtet Ursula Meiser-Meindl, die den Lehrgang koordiniert und damals auch ins Leben gerufen hat. Man merkt alleine am starken Zustrom zur Ausbildung, dass das Interesse am Pflanzenwissen unserer Vorfahren sehr groß ist. Wurden Wissende eine Zeit lang als alternative Kräuterhexen abgestempelt, so beginnen diese langsam, sich auf den uns umgebenden Kräuterwiesen in ihrer stetig wachsenden Anerkennung zu sonnen.

Ausbildung mit Mehrwert

Und das völlig zu Recht: Die Ausbildung unterrichtet die angehenden Kräuterpädagogen nicht nur darin, Pflanzen zu erkennen, sondern diese auch selbst weiterzuverarbeiten und Dritte in den Genuss der Produkte und des Wissens kommen zu lassen. Was man aus den Pflanzen machen kann, ist wohl so vielfältig wie die Pflanzenwelt. Tees, Räucherwerk, Salben, Geistiges für innere und äußere Anwendung, die bunte Palette der Wildkräuterküche – die Kreativität wird von den erfahrenen Trainern ordentlich angeregt. Das Um und Auf dabei ist, dass diese aus ihrer langjährigen Praxis berichten und viele hilfreiche Tipps geben. Überhaupt wird Angewandtes wichtig genommen: Die kurzen Theorieeinheiten im Seminarraum bilden den harmonischen Ausgleich zu den langen, aber meist nicht übermäßig weiten Wanderungen. Beim Lokalaugenschein auf den Hirschbacher Wiesen, Wäldern, Äckern und bei den herbstlichen Hecken, wo die ersten beiden Lehrgangstermine stattfinden, verstreicht die Zeit. Die Teilnehmer profitieren von den Fragen der anderen; es wird gezeigt und erklärt, bis alle der Meinung sind, man könne jetzt zur nächsten Pflanze aufbrechen. „Notieren kann man sich gerne was“, empfiehlt Referent Hermann Gabriel. „Die Details kann man aber auch nachschlagen. Viel wichtiger ist es, zu lernen, aufmerksam durch die Natur zu gehen und auf sein Gespür zu hören.“ So schaffe man es zu einem schonenden Umgang mit der Natur und dem Bewusstsein, sie zu nutzen, aber nicht auszunutzen.

Nützliches Wissen

In den 144 Unterrichtseinheiten, die als zehn Blockwochenenden im gesamten Jahresverlauf gut aufgeteilt sind, begegnet man Frühblühern genauso wie Sommerkräutern, Früchten und Wurzeln. Durch die fachlichen und methodischen Kompetenzen – auch Recht und Marketing werden gelehrt – möchte das LFI dazu beitragen, den Kräuterpädagogen die Bedeutung des ländlichen Lebensraums vermitteln zu lassen. Es ist durchaus möglich, sich auf diesem Weg neue berufliche Möglichkeiten zu erschließen: „Für viele Absolventen ist die Kräuterpädagogik ein zweites Standbein geworden, vor allem im bäuerlichen Bereich“, berichtet Koordinatorin Meiser-Meindl. Dieses Bestreben ist aber für eine Teilnahme absolut keine Notwendigkeit. Manche besuchen die Ausbildung, weil sie sich selbst etwas Gutes tun und ihr Wissen vertiefen möchten. Eines ist dabei gewiss: Egal, aus welcher Motivation heraus jemand den Kurs besucht – er oder sie wird nicht darum herumkommen, als Naturbotschafter tätig zu sein. Denn dem Freundes- und Bekanntenkreis kann und möchte man wohl kaum verwehren, die vielen neugierigen Nachfragen zu beantworten, mit denen bestimmt alle frischgebackenen Kräuterpädagogen konfrontiert sind.

Das LFI ist als eine Institution der Bauernkammer übrigens in allen Bundesländern vertreten. Auch der Lehrgang wird an mehreren Orten angeboten – allerdings nicht überall nur für Interessierte mit landwirtschaftlichem Hintergrund. Im Sinne des Naturschutzes heißt man durchaus auch Personen aus anderen Bereichen willkommen. Natürlich auch bei den vielzähligen anderen Ausbildungen zum Schwerpunkt! Weitere Informationen: www.lfi.at

 

Weitere Informationen zur Kräuterpädagogik:

Einige Kräuterpädagogen haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen: www.wildkraeuterleben.at
Auf der Homepage findet man ausgebildete Wissensvermittler in deren jeweiligen Regionen, aktuelle Veranstaltungen, aber auch Rezepte und Wissenswertes. Ein Besuch lohnt sich!

Und hier nochmals meine bisherigen beiden Artikel zum Kräuterwissen:
Kräuterwissen: Gegen alles ist ein Kraut gewachsen
Kräuterwissen: Alte Heckenvielfalt

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