Die sattgelbe Blume begrüßt die Jahreszeit, in der die Sonne am meisten Kraft entfaltet. Löwenzahn ist in unseren Breiten eine sehr gewöhnliche Pflanze. Er wird als selbstverständlich hingenommen, kommt häufig vor. Nicht nur deshalb wird er oftmals unterschätzt – falls er überhaupt Beachtung findet. Gartenbesitzer stechen oder reißen ihn aus, weil er sich stark vermehrt und zu viel Raum einnimmt. Dabei verfügt der Löwenzahn über so viele nützliche Kräfte, lässt sich innerlich wie äußerlich anwenden. Wer beginnt, sich mit der präsenten Pflanze anzufreunden, wird garantiert belohnt.
Der robuste Korbblütler kommt tatsächlich so gut wie überall vor. Er mag Sonne bis Halbschatten, egal welchen Boden. Warum er tatsächlich so flächig vertreten ist, kann unter anderem durch verbreitetes landwirtschaftliches Nutzungsverhalten erklärt werden: Der Löwenzahn ist ein Stickstoffanzeiger und wächst umso häufiger, je mehr gedüngt wird. Fällt dir also eine besonders dichte Löwenzahn-Population auf, könnte es sich schlicht um Überdüngung handeln. Das muss aber nicht der Fall sein. Beim Wandern wirst du merken, dass solche gelben Augenweiden auch dort vorkommen, wo niemand düngt. Die Böden sind je nach Beschaffenheit eben unterschiedlich. Wichtig ist nur, dieses Wissen im Kopf zu behalten und zu hinterfragen, wo man gegebenenfalls erntet. Von gedüngten Pflanzen ist abzuraten.
Der Löwenzahn blüht ab April. Umso höher die Lage, desto länger trifft man seine vollen, vielblättrigen Blüten an. Auf den Bergen kann das durchaus bis Juli sein; vereinzelt zieren Blüten bis in den Herbst die Wiesen. Will man den Löwenzahn verwenden, empfiehlt sich das jedenfalls im Frühjahr und frühen Sommer; dann ist er am bekömmlichsten.
„Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund“ spricht der Volksmund. Diese Weisheit spielt auf die verdauungsfördernde Wirkung der Bitterstoffe an. Löwenzahn enthält davon reichlich. Sie stärken die Leber, regen aber auch den Gallenfluss und die Niere an, was als Ganzes einer funktionierenden Verdauung überaus zuträglich ist.
Gerade im Frühjahr, wenn die Blätter noch zart sind, lassen diese sich im Salat genießen. Später im Jahr werden die Blätter so bitter, dass sie schlicht nicht mehr gut schmecken. Jetzt ist allerdings noch die Zeit, Salate durch die Beigabe von frischen Löwenzahnblättern aufzuwerten. Auch der Tee tut der Leber gut; gemeinsam mit Brennnesselblättern kurbelt eine etwa drei- oder vierwöchige Kur den Stoffwechsel wunderbar an. Wie so oft gilt jedoch: Alles mit Maß und Ziel anwenden. Zu viel Löwenzahn überlastet die Leber. Hie und da ein paar Blättchen wirken weitaus wohltuender, als eine ständige Integration im Speiseplan dies kann.
Löwenzahn kann aber noch viel mehr. Er erleichtert dem Körper die Aufnahme von Kalzium und befreit einen übersäuerten Organismus von unnützem Ballast. Getrocknete, geröstete und gemahlene Wurzeln kann man als Kaffeeersatz verwenden. Wer seine Leber und Galle auch später im Jahr einmal mit einer Kur auf Vordermann bringen möchte, tut gut daran, sich eine Löwenzahn-Essenz aus den frischen Wurzeln oder eine Tinktur aus getrockneten Pflanzenteilen anzusetzen.
Ein Likör aus frischen Blüten schmeckt nach dem Essen und fördert die Verdauung. Apropos Blüten: Diese munden hervorragend als Löwenzahn-Marmelade (siehe Rezept) oder –Honig, wobei sie sirupartig eingekocht werden. Übrigens dienten die gelben Blüten früher dazu, Butter einen kräftigeren Farbton zu verleihen.
Aber nicht nur innerlich findet die wirksame Blume Anwendung. Löwenzahnblüten wurden schon vor langer Zeit für Waschungen bei unreiner Haut genutzt, aber auch gegen trockenes Haar oder Schuppen. In Kombination mit hochwertigen Zutaten, vor allem besonderen Ölen, pflegen Löwenzahnblüten die Haut und spenden Feuchtigkeit.
Dafür kann man die gesamten Blütenköpfchen nutzen, was die Zubereitung wesentlich einfacher gestaltet. Lässt man diese ein bis zwei Tage trocknen, damit die Flüssigkeit entweicht, und vermengt sie schlussendlich nur mit Kokosöl, erhält man eine tolle Feuchtigkeitspflege. Das Kokosöl muss leicht erwärmt werden, um die Wirkstoffe herauszulösen. Ein paar Stunden ziehen lassen, abseihen, erkalten lassen – so erhält man eine ganz simple, aber wirkungsvolle Hautcreme. Wer möchte, kann sie vor dem Aushärten noch mit einem Milchaufschäumer aufschlagen; das sorgt für eine lockere Konsistenz.
3 gute Hände voll frischer, aufgegangener Löwenzahnblüten
1 Bio-Zitrone
1,2 Liter Wasser
2 Bio-Orangen
1 Packung Gelierzucker 1:2
Update:
Weil meine Marmelade so unglaublich gut ankam und meine Kreativität oftmals ansteckend ist, konnte ich kurzerhand den lieben Andi von Buburuza Eis überzeugen: Österreichs beliebtester Eissalon (laut Falstaff!) braucht dringend Löwenzahneis.
Gesagt, getan: Eines Donnerstags Anfang Juni fand sich leckeres Löwenzahneis unter Buburuzas exquisiten Schätzen.
Ein einziges Mal nur, so lange der Vorrat reichte. Und die fast schon gesunde Köstlichkeit war immerhin noch am Abend des selben Tages aufgeschleckt!
Die fleißigsten Erntehelfer unter dieser Sonne wissen übrigens jetzt, welch harte Arbeit es ist, Kräuterhexe zu sein:
Zumindest wird man meistens mit einem tollen Ausflug (hier: Schoberstein) und eindrucksvoller Umgebung belohnt:
…denn immerhin kann diese Art von Arbeit auch ganz schon anstrengend sein :-)
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Hallo, bisher kannte ich nur Löwenzahnhonig, aber die Marmelade werd ich auf jeden Fall ausprobieren, vielen Dank für das Rezept!
Ich hätte noch eine Frage, wie kann Löwenzahn gegen Schuppen helfen? Ich bin ja sehr geplagt und habe schon vieles durch, von Löwenzahn als Schuppenmittel hab ich noch nie gehört und es würd mich sehr interessieren, wie und in welcher Form ich das ausprobieren könnte.
Liebe Grüße!
Marina
Hallo Marina!
Ich selbst hab keine Erfahrung damit, da ich zum Glück nicht mit Schuppen zu kämpfen habe – allerdings gibt’s Spülungen aus Löwenzahnblüten, eigentlich das gleiche wie Gesichtswasser (schlicht eine starke Abkochung im Wasser), die ich hier einfach mal ausprobieren würd. Nach dem Motto: Hilft’s nix, schadet’s nix. Übrigens gibts von Metzler (siehe Naturkosmetik-Beitrag hier auf der goodblog-Seite) ein Löwenzahn-Duschshampoo, das ich auch sehr gerne verwende.
Alles Liebe,
Carmen
Danke für deine Antwort, werd ich heute gleich mal ausprobieren :)
Gerne! Vielleicht magst mich ja dann über den Erfolg des Versuchs in Kenntnis setzen :-)
Es gibt Löwenzahnmarmelade?? Ich hatte keine Ahnung! Ich gehör ja der der Fraktion die den Löwenzahn ausreißt wenn er in meinen Blumenbeeten auftaucht (in der Wiese darf er bleiben *gg*), aber das man ihn so vielfältig verwerten kann wusste ich nicht. Danke für die Inspo! Da muss ich gleich mal etwas weiter googeln. :)
GLG, Andrea
Hehe, freut mich, dass wir so vielleicht ein paar Löwenzähne vorm Kompost gerettet haben :-D
Deine Berichte Carmen, erinnern mich an den Ausspruch meiner seligen Mutter: „Bewahre dir die Freude an den kleinen Dingen des Lebens!“
„Löwenzahn kann aber noch viel mehr… Getrocknete, geröstete und gemahlene Wurzeln kann man als Kaffeeersatz verwenden.“ Das ist für mich absolut neu! Ob ich das ausprobieren soll???
Schöne Grüße, Johann
Oooh, das freut mich aber – genau so soll’s sein, das ist es, was ich transportieren will <3 Dankeschön!
Zu der Kaffee-Geschichte: Also ich denk mir, wer gern Kaffee trinkt und sowieso den Löwenzahn aussticht, tut wohl gut daran, es mal zu kosten. Für mich ist's sicher nix, weil ich keinen Kaffee mag ;-) Aber der Vollständigkeit halber wollt ich es euch natürlich erzählt haben, hehe
Beste Grüße zruck,
Carmen
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