Ach, wenn ich es euch sage, Waldgeruch ist 1 der besten von die ganze Welt, Brudi!
Ok, Tschuldigung. Soziale-Medien-Trends der jungen Leute von heute muss man nicht auf Biegen und Brechen mit altem Wissen zu vereinen versuchen. Es reicht vielleicht auch, die Sinnhaftigkeit mit ein paar Fakten zu untermalen und einfache Tipps zu geben. Und genau das möchte ich heute tun: Euch darlegen, wie einfach man selbst eine perfekte Wund- und Zugsalbe herstellen kann. Aus Baumharz von Fichten, passend zur Weihnachtszeit.
Ganz davon abgesehen finde ich wirklich, dass der Geruch von Fichten, Tannen und dem Rest des Waldes zu den beruhigendsten Düften dieser Erde zählt. Das ist vermutlich so, weil damit gewisse Areale unseres uralten, instinktiven Gedächtnisses stimuliert werden – mehr darüber steht im Buchtipp bei diesem Artikel geschrieben.
Der Fichtenbaum muss sich dieser Tage ja ein wenig behaupten. Durch neuzeitliche Monokulturen der Forstwirtschaft in Verruf geraten, kann doch dieser wertvolle Baum selbst so wirklich gar nichts dafür. Dass er früher schon als Heil- und Genussmittel taugte, ließ ich euch bereits im Frühjahr mit dem Beitrag zum Wipferlsirup wissen. Die Fichte enthält wirksame Stoffe, um bei Husten Schleim auf natürlichem Weg zu lösen. Die ätherischen Öle helfen nicht nur als Sirup oder Saft eingenommen, sondern verschaffen auch im Vollbad oder einer Inhalation Erleichterung. Als Hausmittel bei Durchblutungsstörungen, Krampfadern, Kopfschmerzen und für die Anregung der Haut gibt es ebenfalls Überlieferungen.
Fichtenzweige in Wohnräumen sorgen für ein wohltuendes Raumklima. Vielleicht darf sich heuer zur weihnachtlichen Tannendeko auch mal ein wenig Fichte gesellen? Besser auf ein Teller legen, da sie die Nadeln verlieren.
Wer keinen Ast zur Verfügung hat, kann diesen auch durch Fichtenharz ersetzen. Dafür einfach ein wenig Harz ins Wasser des Duftlämpchens geben. Durch die Wärme lösen sich die ätherischen Öle und erfüllen den Raum damit. Wie Weihrauch verräuchern kann man Fichtenharz oder Fichtenpech, wie es auch genannt wird, außerdem. Über das Räuchern lest ihr übrigens in den nächsten beiden Wochen mehr am goodblog und in der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung.
Wie kommt man nun zu der begehrten Substanz aus dem Wald? Fichtenpech entsteht dort, wo der Baum eine Verletzung hat. Schneidet ihm jemand einen Ast ab, sondert er eine zähe Flüssigkeit ab. Dieses anfänglich fast flüssige Harz kennen wir als durchsichtige, weiße bis gelbliche Tropfen, die an der Rinde nach unten laufen. Die Fichte hilft sich damit so wie alle anderen Bäume selbst und produziert das Pech zum Wundverschluss. Ähnlich dem Schorf, der an der menschlichen Haut bei einer Abschürfung entsteht, legt es sich darüber. Diese Wirkung hat Fichtenpech nicht nur auf den Baum selbst. Auch wir Menschen können uns diese Heilkraft zunutze machen. Um etwas Harz zu ernten, spaziert man einfach durch den Wald und bedient sich direkt an den Bäumen. Das frische Harz ist ganz weich und klebrig, während älteres bereits ausgehärtet ist. Am einfachsten zu ernten ist dieses festere Fichtenpech. Wer aber bereits beim Sammeln Lust auf den Wald bekommt, kann ein kleines, weicheres Kügelchen schon mal wie Kaugummi kauen. Schmeckt sehr lustig und ist gesund!
Das Fichtenharz, das sich am leichtesten herunterbrechen lässt, ist für die Weiterverwendung am empfehlenswertesten. Was sich noch nicht einfach löst, benötigt der Baum wohl selbst noch. Im weichen Harz steckt außerdem noch mehr Feuchtigkeit, die die Salbe schneller schimmeln und beim Räuchern aufgrund höherer enthaltener Terpentinmengen Kopfschmerzen entstehen lassen könnte.
Jedenfalls werden die Hände nach der Ernte kleben, wenn man (wie ich, gscheiter Weise) keine Handschuhe verwendet. Wie mir (leider zu spät) empfohlen wurde, wird man den flächendeckenden Schutzfilm durch Händewaschen mit Öl oder Butter, Hauptsache Fett, rasch wieder los.
Das Fichtenpech füllt man am besten in ein Gläschen, das man nicht mehr für andere Zwecke benötigt. Anfänglich Deckel ruhig nur leicht verschließen, wenn viel weiches Harz dabei ist. Als Alternative bieten sich auch Papiersäckchen an, da kann es aushärten. Wirkstoffverlust muss man beim Pech keinen befürchten. Im Wald ist es immerhin auch ständig an der frischen Luft.
Meiner Meinung nach ist die tolle Salbe ja ein Glücksfall, der Name daher leicht irritierend. Aus nur drei Bestandteilen lässt sich eine dauerhaft haltbare Schmiere herstellen, in der man die Wirkstoffe bündelt und für uns einfach verfügbar macht. Reine Pechsalbe wirkt wundheilend und als Zugsalbe. Sie reinigt die Wunden, entzieht ihnen also den schädlichen Inhalt. Außerdem wirkt sie antiseptisch, schützt also vor Infektionen, und fördert die Bildung neuer Haut.
Die Pechsalbe ist ideal bei Splittern, Rissen, entzündeten und eitrigen Wunden oder Blasen. Sie darf sogar direkt auf offene Stellen geschmiert werden, um gleich einen Infektionsschutz herzustellen und gegebenenfalls Blutungen einzudämmen.
Fügt man zusätzlich noch Ringelblumen hinzu, steigt das die Wundheilkraft. Diese Variante ist optimal geeignet bei Abschürfungen sowie oberflächlichen Verletzungen.
Für die Pechsalbe das Harz bei geringer Hitze im Olivenöl auflösen. Ihr könnt das entweder in einem Salbenöfchen machen, oder aber selbstverständlich ganz normal auf dem Herd. Nicht zu viel aufdrehen, immer mal wieder. Auf der warmen Platte stehen lassen. Das wird mindestens einen halben Tag dauern. Dann durch ein Tuch oder ein feines Sieb abseihen, wieder bei geringer Hitze das Bienenwachs zum Verfestigen darin auflösen, abfüllen, fertig!
Verwendet ein Gefäß, das ihr nicht mehr zum Kochen benötigt. Es wird nämlich ein wenig Harzrückstand drinnen bleiben.
Ich habe die doppelte Menge in zwei verschiedenen Gefäßen zubereitet, weil ich einen Teil mit getrockneten Ringelblumenblüten versetzen wollte.
Dafür die Blüten einfach gemeinsam mit dem Harz ins Öl geben.
Immer wieder umrühren. Wenn ihr es mit Salbenöfchen und Teelichtern macht: Immer mal wieder anzünden, eine Weile brennen lassen. Dann könnt ihr ruhig dazwischen wegfahren (vorher natürlich Kerze ausblasen!), weil die Restwärme nachwirkt. Dann wieder anzünden, rühren… und so weiter, bis sich alles gelöst hat.
Das sieht dann so aus:
Und rüüühren, und rüüühren, und rühren:
Falls ihr euch nicht sicher seid, ob ihr die richtige Temperatur erreicht: Ihr merkt, dass sich die Flüssigkeit auch ohne euer Zutun ein wenig bewegt. Schaut mal:
Wenn alle groben Bestandteile verschwunden sind, sieht das so aus – im kalten Zustand:
Und wieder aufgewärmt, als Vorbereitung fürs Abseihen:
Danach wird abgesiebt. Ich verwende dafür ein Passiertuch.
Schließlich ist Zeit für den nächsten Arbeitsschritt, das Verfestigen durch das Wachs. Das Bienenwachs bekommt ihr direkt beim Imker, in der Apotheke oder im Fachhandel. In meinem Fall: direkt beim Nachbarn, dessen Bienen leidenschaftlich gern unser Grundstück besuchen.
Das Wachs in kleine Stückchen zerreißen, damit’s nicht so lange dauert.
Dazwischen rühren, rühren, rühren. Dabeistehen muss man keinesfalls, es klebt nichts an. Aber immer mal wieder im Vorbeigehen, damit sich nichts am Rand anlegt, wo es kühler ist, was den Schmelzvorgang verlangsamen würde.
Das Auflösen vom Wachs dauert etwa eine Stunde.
Die Mischung aus Öl, Harz und Wachs wird vollkommen flüssig:
Fast geschafft!
Zu guter Letzt in Gläschen füllen. Unbedingt während des Aushärtens offen stehen lassen, da keine Feuchte (Kondenswasser!) im Glas entstehen darf, sonst schimmelt’s. Am nächsten Tag zuschrauben, etikettieren, herschenken, einsalben, freuen!
Wichtig: Hierbei handelt es sich um Empfehlungen. Die Anwendung von Heilpflanzen ersetzt niemals ärztliche Konsultation.
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Toll so ein Salbenöfchen, nicht? Jetzt mach ich auch endlich mal eine Pechsalbe, die steht seit Jahren schon auf der Liste. LG
Jaaa, supertoll! Ich hab mir ja immer gedacht, dass das bloß ein lustiges Gimmick für die richtigen Natur-Nerds ist… dabei ist die Zubereitung darin einfach perfekt :-) viel Freude mit der Pechsalbe übrigens – ich schürf mich seither (extra?!) ständig auf, damit ich sie ja viel verwenden kann, haha
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Hallo zusammen, ich habe mich auch mal an der Pechsalbe versucht, mit Pinienharz. Allerdings habe ich das Problem, das sich dir Salbe teilweise von unten her“auflöst“. Ich lasse die frische Salbe über Nacht offen stehen, damit das Schwitzwasser verdunsten kann. Jetzt kommt es vor das sich nach einigen Tagen drei Viertel der Salbe verflüssigt hat und darauf ein Rest Salbe quasi als Deckel übrig bleibt. Weiß jemand einen Rat warum das schief läuft?
Boah nein, leider keine Ahnung, das ist mir noch nie passiert. Das Verhältnis Harz zu Wachs und Öl stimmt? Das wär eigentlich das Einzige, was ich mir als Fehlerquelle vorstellen könnt.
Alles Liebe,
Carmen
Man könnte den Vorgang der Verflüssigung doch sicherlich auch im Wasserbad durchführen….
Hallo Bernd,
ja, vermutlich – aber Vorteil würd’s vermutlich auch keinen bringen, oder? Wenn du stundenlang was im Wasserbad haben möchtest, verdampft dieses. Außerdem ist meiner Auffassung nach besser, wenn du die Salbe, der ja die Feuchtigkeit der Inhaltsstoffe entweichen soll, nicht in solch feuchter Umgebung zubereitest. Zwecks Schimmelgefahr/Lagerung.
Alles Liebe und gutes Gelingen,
Carmen
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