Die Räucherpraxis stimmt uns nicht nur vor Weihnachten auf stille Nächte ein. Verräucherte Kräuter und Harze erfüllen nämlich auch heilsame Zwecke.
Es ist nun wieder die Zeit des Jahres, in der in vielen Haushalten ans Räuchern gedacht wird. Vielerorts räuchert man in den Raunächten, meist zumindest in der Heiligen Nacht, zu Weihnachten. Dass man verschiedenste Harze, Kräuter und Mischungen daraus in Rauch aufgehen lässt, hat lange Tradition. Wussten unsere Vorfahren oft noch, warum gerade jenes Material verwendet wurde, machen wir es heute manchmal bloß nach, „weil wir das immer so gemacht haben“. Dabei entgeht einem leider oft die Erkenntnis, was die Räuchermittel überhaupt bewirken können.
Auch auf der Alm im Großarltal wurde als gemeinsames Startritual geräuchert
Die Wirkung bezieht sich nämlich nicht bloß darauf, dass das Räuchergut oft ansprechend riecht. Der Geruch selbst bewirkt viel mehr, die durch die Feuerkraft herausgelösten feinen Stoffe sowieso. Räuchern, um etwas zu lösen oder anzukurbeln, Körperräucherungen in betroffenen Regionen, sind natürliche Heilmethoden, die als Ergänzung zu ärztlichen Therapien durchaus Berechtigung haben.
Unsere Nase spielt hierbei eine zentrale Rolle. Sie nimmt einen großen Teil der Stoffe auf und schickt sie zur weiteren Verarbeitung Richtung Gehirn. Wir wissen, wie umfassend unser Riechvermögen ist – Schätzungen zufolge kann der Mensch mehr als 10.000 Düfte unterscheiden. Diese unterschiedlichen Nuancen lösen ja auch etwas bei uns aus. Stinkt etwas, wollen wir uns abwenden, vernehmen wir den Geruch unseres Lieblingsgerichts, läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Ein Baby riecht die Muttermilch, weshalb es die Brust sucht.
Auch jetzt findet man noch Kräuter draußen, die man verräuchern kann. Zum Beispiel Beifuß
Eine ganze Menge an Botenstoffen teilt uns etwas mit, meist ganz unbemerkt. Kräuter vermögen das ebenso. Eine Nase voll Lavendel beruhigt. Zitrusdüfte hellen die Stimmung auf. Pfefferminze vertreibt Spannung; wenn das Öl auf die Haut aufgetragen wird, sogar muskuläre. Spezielle Zweige wie das Duftmarketing haben diese Bedeutung erkannt und befassen sich mit dem Einfluss von Gerüchen auf unser Gehirn. Immerhin wirken sie direkt auf das limbische System ein, wo die Emotionen sitzen – im Gegensatz dazu müssen visuelle, akustische und haptische Reize erst in der Großhirnrinde verarbeitet werden. Macht man sich diese Voraussetzungen bewusst, liegt eigentlich auf der Hand, dass auch der Rauch direkt in unserer Schaltzentrale wirken kann.
Überall auf der Welt, in sämtlichen Hochkulturen, kann man Spuren des Räucherns geschichtlich ganz weit zurückverfolgen. Im alten Babylon und in Ägypten verwendete man lange vor Christi Geburt Weihrauch. Gewürzhafte Räucherwerke fand man auch aus dem antiken Griechenland sowie von den Römern. Kelten brachten Rauchopfer, Druiden traten über das Verräuchern von Ritualpflanzen mit Naturgeistern und Ahnen in Kontakt. Fest steht: Man war sich sicher, dass Räuchern etwas bewirkt. Davon zeugen glücklicherweise auch Schriften, mit deren Hilfe wir heute noch von den Auswirkungen auf geistiger, emotionaler und körperlicher Ebene überliefert bekommen – schulmedizinisch und wissenschaftlich ist vieles davon nicht nachvollziehbar oder gar dokumentiert.
Aus dürren Beifuß-Stauden lässt sich Räuchermittel herstellen
Die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) und die TEM (Traditionelle Europäische Medizin) nehmen sich der Thematik allerdings sehr wohl an. Diese ganzheitlichen Heilmethoden wollen Dysbalancen im Menschen regulieren und die Selbstheilung aktivieren, auch durch Zuhilfenahme von Kräutern und Heilpflanzen.
Dafür bedient man sich unter anderem Körperräucherungen, wie in der TCM beispielsweise der Moxa-Therapie. Entsprechend der Akupunktur knöpft man sich hierbei spezielle Punkte des Körpers vor, nur dass diese nicht mit Nadeln, sondern Wärme behandelt werden.
So sieht eine Moxa-Zigarre für Körperräucherungen aus
Die Moxa-Zigarren werden angezündet und an die entsprechende Körperregion gehalten, um den Punkt zu stimulieren. Das dabei verräucherte Material ist getrockneter und fein geriebener Beifuß.
Um selbst jetzt noch mit Beifuß zu räuchern, einfach die trockenen Blütenreste mit den Fingern abstreifen…
…und zerrebeln. Das ergibt so genannte Beifuß-Wolle, die sich gut als Grundlage fürs Räuchen, auch mit anderen Kräutern, eignet.
Körperräucherungen kann man aber auch mit sämtlichen anderen Kräutern und Harzen durchführen. In ein Schälchen, das man gerade gut in eine Hand nehmen kann und dessen Boden mit Sand bedeckt ist, gibt man Räuchergut und hält es an die gewünschte Körperregion. Bei Verspannungen empfiehlt es sich, jemand Zweiten mit der Schale die Wirbelsäule entlang räuchern zu lassen. Einfach ausprobieren!
Du wirst sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn du dich erst mal ein wenig in das Thema Räuchern als Medizin eingelesen hast.
128 Seiten. Kneipp Verlag, 2017.
In der feinstofflichen Form des Rauchs entfaltet sich die Wirkung von Heilpflanzen ungehindert und verbreitet sich. Behutsam, in Absprache mit Ärzten auch therapiebegleitend eingesetzt, können Mensch und Tier dadurch von Beschwerden befreit werden. Räucherexperte Friedrich Kaindlstorfer zeigt in diesem Standardwerk, wie einfach und effektiv das klappen kann.
Übrigens, Hier gibt’s die beiden Räucher-Artikel aus dem vorigen Winter:
Räuchern in den Raunächten – Wozu?
Richtig Räuchern zu Weihnachten
Ihr wollt am Laufenden bleiben?
E-Mail-Info bei jedem neuen Beitrag
© goodblog.at • 2017 • All rights reserved.
Ahhh, für das ist der Böller da ;-) das hab ich noch nie probiert, kannte ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich starte mit dem Räuchern schon in der Thomas-Nacht bis zu Drei-König, und gelegtlich nach dem Großputz mit Lärchenharz. Glg
Hihihihi jaaaa, wie a Böller schauts aus, da hast recht! Hab die Dinger vorher auch net gekannt, aber interessante Angelegenheit, wie i find.
Ja das Räuchern, hach… des ersetzt bei mir wohl heuer den Großputz ;-)))
glg!
Pingback: Räucherschale und Kräutermischung ...whoa rock me to the night.. - °the lowredeyes exp.°
Pingback: Rituale zu den Raunächten | goodblog – So viel Gutes!