Man mag mich frech nennen, wenn ich das jetzt sage, aber: die Schafgarbe ist einer Frau gar nicht unähnlich. Sie ist robust, von einer milden, aber nachdrücklichen Kraft – und macht nur, was sie will. Die Schafgarbe ist nämlich eine ähnliche Allrounderin wie die Kamille, lässt sich aber partout nicht kultivieren. Nur, wenn sie dort wachsen darf, wo sie will, entfaltet sie auch ihre heilsamen Wirkstoffe.
Wer schon einmal Schafgarbe geerntet hat, kennt ihr sehniges Äußeres. Höhere Halme lassen sich meist schwieriger pflücken als die jungen Triebe. Die Stängel sind so fest, dass danach schon mal die Handinnenseite leicht aufgeraut sein kann. Für die meisten Zwecke zupft man ohnehin lediglich die weißen Blütendolden ab; wer sich allerdings einen Strauß zum Trocknen aufhängen möchte, tut gut daran, die Stiele mitzunehmen.
Wo die Schafgarbe vorkommt, darf man auch gleich größere Mengen ernten. Denn wenn sie wächst, dann gleich zahlreich. Sie lässt sich den ganzen Sommer über sammeln (JETZT!), Hitze und Trockenheit machen ihr gar nichts aus.
Die Schafgarbe mag karge Böden, Wiesen- und Wegränder. Wo immer sie gedeiht, sollten sich die Gärtner erfreuen, anstatt sie abzumähen, was der Staude leider viel zu oft passiert. Immerhin macht sie tatsächlich ihre Nachbarpflanzen widerstandsfähiger, wer kann das denn schon von sich behaupten!
Nicht nur andere Pflanzen profitieren von der Schafgarbe. Dem Menschen ist die weiße Blume eine wahre Wohltat. Dieses klassische Sommerkraut entfaltet ihre Wirkung durch die Sonnenkraft. Wer sich durchs Jahr daran bedienten möchte, ist gut damit beraten, Vorräte für den Winter anzulegen. Denn die enthaltenen Proazulene, ätherischen Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Bitter- und Mineralstoffe, Eukalyptol sowie einige weitere natürliche Wirkstoffe sorgen für Linderung bei einer ganzen Reihe an Verstimmungen. Die Schafgarbe ist unter anderem entzündungshemmend, krampflösend, verdauungsfördernd und harntreibend, weshalb sie in keiner guten Kräuterteemischung fehlen sollte. Der Tee wird auch gegen Durchfall, Bauchschmerzen und Unterleibskrämpfe getrunken. Ist die Menstruation schmerzhaft oder im Rhythmus gestört, empfiehlt er sich besonders.
Äußerlich setzt man die Schafgarbe vielfältig ein. Eine gute Heilsalbe sollte nicht ohne sie auskommen müssen. Immerhin ist ihre Heilkraft mythologisch überliefert: Ihr biologischer Name Achillea weist auf die Parallele zum Held von Troja, Achilles, hin. Er soll bereits in der Antike Wunden mit dem Kraut geheilt haben. Zum Glück hat sich der Einsatz der Schafgarbe bis heute bewährt. Die heimische Wildpflanze spricht auch gut auf Hauterkrankungen an. In mildem Reinigungswasser ist sie enthalten, gegen Schuppenflechte helfen regelmäßige Bäder, gegen Akne Dampfbäder fürs Gesicht.
Die jungen Blätter isst man übrigens auch so, gern im Salat oder als Würze – allerdings nur im zeitigen Frühjahr, wenn sie sich einfach kauen lassen. Das Frauenkraut erfreut aber definitiv auch jetzt noch im Sprudelwasser. Schafgarbensirup setzt man an wie Holunderblütensirup, er schmeckt dezent nach Almdudler. Mit beiderlei Blüten lässt sich übrigens auch ein hervorragender Sekt herstellen. Anstelle des nun längst verblühten Holunders trinken wir nun den selbst angesetzten Schaumwein mit Kräutern.
Den aufmerksamen LeserInnen ist bestimmt nicht entgangen, dass die Schafgarbe nämlich ein wesentlicher Bestandteil meines Kräutersekt-Rezepts ist. Ich erzähl euch aber an dieser Stelle nicht nochmals die ganze Geschichte. Hier geht’s lang – zum Sekt selbermachen! Eins kann ich aber vorab verraten: Es lohnt sich wirklich. Watscheneinfach, superlecker! Guckt selbst :-)
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