Weiß man erst, mit welcher Pflanzen man es zu tun hat, kann man vieles nachschlagen. Doch wie findet man heraus, was man vor sich hat?
Kräuter ernten ist aktuell stark im Trend. Salben sollen gerührt, Suppen gekocht, Aufstriche verfeinert werden. Fast jeder maßt sich an, dafür die richtigen Pflanzen zu kennen. Es ist völlig richtig: Mache kann man kaum verfehlen. Wenn es keine giftigen Doppelgänger gibt, kann auch nicht viel passieren. Löwenzahn ist so ein Beispiel. Man weiß, wie er aussieht – und irrt man sich doch, erwischt man vermutlich lediglich ebenso essbares Ferkelkraut oder stattdessen Wiesenpippau.
Doch was, wenn es um heiklere Zutaten geht? Giersch ist heiß begehrt, weil supergesund und obendrein schmackhaft. Seine Blätter sehen allerdings jenen vom Holunder zum Verwechseln ähnlich – nicht umsonst wird Giersch vom Volksmund „Erdholler“ genannt. Diese Blätter sind allerdings schwach giftig und können Durchfall und Erbrechen auslösen.
Der Giersch gehört der großen Gruppe von Doldenblütlern an, die über gleich mehrere giftige Vertreter verfügt. Und mit giftig meint man nicht bloß ungenießbar. Wer etwa anstelle des aromatischen Wiesenkerbels einen gefleckten Schierling erwischt, riskiert Lähmungen, die zum Tod führen können.
Ihr fragt euch jetzt vermutlich, warum ich euch das hier erzähle. Meine Aufgabe sehe ich darin, die Menschen wieder an einen natürlichen Lebensstil heranzuführen. Vergessenes, Altbekanntes will aufgefrischt und mit einem modernen Zugang versehen werden. In unserer hektischen Welt nehmen wir uns aber oft nicht die Zeit, achtsam und sorgfältig vorzugehen. Im Umgang mit Pflanzen und Kräutern kann Eile eine ernste Erkrankung bedeuten. Mangelnde Sorgfalt bei der Vorbereitung (Wie genau sieht das aus, was ich suche?) oder hastiges Zupfen von vielleicht einem ähnlichen Kraut ziehen im schlimmsten Fall langfristige Folgen nach sich. Genau das gilt es zu vermeiden. Die Natur möchte uns so viel geben – wenn wir diese Schätze sorgsam behandeln.
Behaltet diese Tatsachen schlichtweg im Hinterkopf!
Ich habe hier einige Ratschläge für euch, die euch bestmöglich auf eine gewissenhafte Ernte vorbereiten:
Das Internet weiß viel, ist jedoch keine geeignete Hilfe, wenn eine unbekannte Pflanze gesucht wird. Wer keinen Namen ins Suchfeld einzugeben weiß, wird auch kein adäquates Ergebnis erhalten. Informationen aus Kräutergruppen in sozialen Medien können als gute Anhaltspunkte dienen. Dort spuken aber auch viele falsche Hinweise herum. Lerne, selbst zu bestimmen.
Kräuterwanderungen und -workshops werden genau zu diesem Zweck abgehalten: Interessierte sollen an die Materie herangeführt werden. Professionell ausgebildete Pädagogen zeigen direkt am Pflanzenmaterial vor, worauf es zu achten gilt. Frisch dein Wissen auch immer wieder auf!
Auch, wer jahrelang Kräuter erntet, ist nicht davor gefeit, etwas Falsches zu erwischen. Gerade wer sich sicher wähnt, sollte nicht in die Falle tappen, unachtsam zu handeln. Zum Ernten nimmt man sich Zeit – schätze diesen Akt als langsame Verschnaufpause aus dem alltäglichen Treiben.
Lerne die Pflanzen ganz genau kennen. Ertaste einzelne Merkmale: Ist der Stängel kantig oder rund? Sind die Blätter behaart? Schau hin: Der Blattrand zeigt sich zackig? Hat die Unterseite die gleiche Farbe wie die Oberseite? Rieche an der Blüte, am zerriebenen Blatt. Wenn du ausschließen kannst, dass es sich um eine Giftpflanze handelt, mach eine Geschmacksprobe. Und ganz wichtig: Falls du dir bei einer Pflanze unsicher bist, ernte sie nicht.
Falls du die Gelegenheit hast, das Objekt der Begierde immer wieder betrachten zu können, tu das. Lerne kennen, wie die Blätter aussehen, wenn sie im Frühjahr aus der Erde schlüpfen. Viele Pflanzen lassen sich erst eindeutig durch ihre Blüte oder gar Samenstände, also noch später, unterscheiden. Vielleicht möchtest du im Herbst sogar nach den Wurzeln graben.
Hier handelt es sich um zweierlei ungefährliche Kräuter mit Heilwirkung. Sie sehen sich sehr ähnlich, stammen aus der selben Familie (Rosengewächse), sind aber dennoch nicht gleich. Das Beispiel soll veranschaulichen, wie man die Analyse beginnen kann:
Gänsefingerkraut wächst in die Höhe
Gänsefingerkraut: Gefiederte Blätter
Gänsefingerkraut: Die Blattunterseite (rechts) ist weiß behaart
Das Fünffingerkraut (Kriechendes Fingerkraut)
Fünfingerkraut: Die Blattunterseite ist heller, aber nicht weiß; das ganze Blatt ist nicht behaart
Alles in allem bin ich der anfangs angekündigten Meinung: Nachschlagen lässt sich viel, aber vorab sollte man unbedingt ordentlich bestimmen können. Scheut daher keine Weiterbildung, keine tiefere Beschäftigung mit der Materie!
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Hallo liebe Carmen! Wie immer auf den Punkt gebracht – genau so ist es. Ich nehme in meinen Kräuterwanderungen immer ganz bewusst Abstand von den Doldenblütern, weil es einfach nicht einfach ist ;-) Das sag ich auch meinen Teilnehmer, dass ich ihnen das nicht sage, was es ist, weil es zu gefährlich ist. Gibt ja genug anderes, was sie bedenkenlos erkennen und klauben können. glg Uli
Hehe, danke liebe Uli!
Ja, so seh ich das eben auch – es gibt eh viel Unverfängliches. Aber aufmerksam machen auf die Thematik tu ich auch bei den Wanderungen immer, weil ich will, dass man generell nicht gedankenlos erntet.
glg Carmen
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