Anton „Toni“ Hüttschader, ein gemütlicher, authentischer junger Mann mit langen Dreadlocks, ist Landwirt in Tirol. Auf unkonventionelle Art und Weise hat er es geschafft, mitten in den Bergen hochwertigstes Biogemüse wachsen zu lassen. Fürs Biomagazin hat er mir erzählt, wie er und seine Familie das traditionelle Handwerk auf frische Art und Weise beleben.
Wie ich den jungen Herrn entdeckt hab, fragt ihr euch? Es war, wie so oft im Leben, eine glückliche Fügung: Für unsere Portrait-Reihe außergewöhnlicher Persönlichkeiten mit Bio-Bezug waren wir gerade auf der Suche nach jemandem für die nächste Ausgabe. Und genau zum richtigen Zeitpunkt flatterte mir die Einladung von Kitzbühel Tourismus ins Haus, sie doch zu den #Kräuterbloggertagen besuchen zu kommen. Ich freute mich wie wild – danke nochmals, liebe Bettina! – und entdeckte zufällig, wer uuunbedingt von mir interviewt werden musste.
Toni und seine Frau Nina besuchten wir gleich zu Beginn des zweiten Tages. Unter anderem deshalb, weil das Hüttschader Biogemüse vom Koch des Jahres 2015, Stefan Lenz, hoch gelobt und gern verkocht wird. Auch wenn Toni Stefans Vorliebe für kleines Gemüse nicht ganz teilen kann… will man doch in der Haubenküche am liebsten Mini-Karöttchen neben Piccolo-Radieschen sehen, während der passionierte Gemüsebauer gerne noch beim Wachsen zusehen möchte.
Bevor ich euch jetzt allerdings hier zuschwatze, lest doch bitte den Bericht über die naturverbundenen Tiroler und ihr knackiges Hüttschader Biogemüse selbst! Und ich verspreche, euch schon in Kürze mehr aus Kitzbühel zu erzählen (zum Beispiel, was wir mit dem exzellenten Koch Kräuteriges gekocht haben).
Hier kommt der komplette Artikel:
Der Artikel im Biomagazin: Bio statt Büro
Der Weg war gewissermaßen vorherbestimmt: Nach dem Studium der Agrarwissenschaften übernahm Anton Baldauf die elterliche Landwirtschaft in Kirchdorf in Tirol. Aber unbedingt mit dem gewissen Etwas! Carmen Hafner hat ihn und seine Familie besucht, um einen kleinen Eindruck vom Alltag auf seinem Biobauernhof zu erhaschen.
Es ist Montagmorgen, kurz vor 9 Uhr, als ich das Ortsschild des kleinen Dorfs in den Kitzbühler Alpen passiere. Der vorhergesagte Regen lässt sich hier noch nicht blicken. Von den unerwarteten wärmenden Sonnenstrahlen fühle ich mich äußerst wohlwollend empfangen. Ein paar Kilometer nachdem die schroffen Berge nach Lofer und dem kleinen deutschen Eck wieder etwas weiter auseinanderrücken, biege ich mit dem Auto links über eine kleine schmale Brücke, um direkt vor Hüttschaders Biogemüse-Hof anzukommen. Um ein Haar hätte ich die Zufahrt nicht als solche erkannt. Ich parke und sehe mich ein wenig um. Noch weiß ich nicht, dass ich mit Toni nach einen unverkennbaren Charakter Ausschau halte, der seinesgleichen sucht.
Nina, die junge Bäuerin und Tonis Freundin, begrüßt mich herzlich und führt mich gleich zu einer gemütlichen Sitzgelegenheit vorm Haus. Und da kommt auch schon Toni. Er tritt ganz und gar nicht in Erscheinung, wie man sich einen traditionellen Tiroler Landwirt vorstellt: Er ist ein legerer Typ Mann, wie alt mag er wohl sein, Anfang Dreißig, mit langen Dreadlocks und gewinnendem Lächeln.
Bei einem Glas Saft führen mich die beiden ein wenig in die Familiengeschichte ein: Tonis Eltern Ferdinand und Burgi hätten den Hof früher betrieben, arbeiten aber auch heute immer noch mit, wo sie können. Bereits vor sechs Jahren haben sie die Landwirtschaft an die junge Generation übergeben. Bevor es allerdings so weit kam, zog es Toni zum Studium nach Wien. Auch nach Indien habe der Weg eine Zeit lang geführt, erzählt Nina. Das war allerdings vor den Kindern; Tochter Anna ist mittlerweile fünf und die kleine Rosmarie zwei Jahre alt.
Die Weltoffenheit erkennt man auf Hüttschaders Biohof bestimmt nicht nur an der Haarpracht des Hausherren oder der englischen Arbeitssprache mit ihrem Angestellten. Eine Slackline ist gleich vor dem Haus gespannt. Dort vorbei führt der Weg zum Garten, den Gewächshäusern und den Gemüsebeeten, die sich auf 1,1 Hektar Ackerfläche auf der Ebene zwischen den Tiroler Bergen erstrecken. Hier offenbart sich die wahre Vielfalt: Pak Choi wächst neben den Karotten, Karfiol und Artischocken treffen auf Sortenraritäten. So zum Beispiel die „Hosbohn“, eine alte Tiroler Bohnensorte, die traditionell mit Kartoffeln, Butter, Käse und einem Glas Milch gereicht wird und der Toni bereits seine Abschlussarbeit an der Uni gewidmet hat. Dann gibt es heuer ganz neu sogar Erdmandeln, italienischer Hirschhornwegerich wartet auf seinen salzig schmeckenden Einsatz in Smoothie oder Salat.
Gemüsebauern gibt es eigentlich nicht so viele in der alpinen Bergwelt. Dafür gedeihen die Pflanzen unter Tonis grünem Daumen und liebevoller Aufzucht scheinbar umso besser. „Unser Angebot ist natürlich immer auf die jeweilige Saison beschränkt. Unsere Auswahl möchten wir aber gerne überschaubar halten“, erklärt der Biobauer. „Wir experimentieren zwar immer wieder mit neuen und alten Sorten, aber das soll uns alles nicht über den Kopf wachsen. Das, was wir haben, soll von guter Qualität sein und unseren Kundenstock glücklich machen. Recht viel mehr geht allerdings nicht.“
Einer dieser exklusiven Abnehmer ist übrigens kein geringerer als Stefan Lenz, seines Zeichens Koch des Jahres 2015 und mit zwei Gault Millau Hauben gekrönt. Er kocht im nahegelegenen Kitzbühler 5-Sterne-Hotel Tennerhof und holt sich regelmäßig frischen Nachschub vom Hüttschader. „Ich weiß, dass es hier nur gewisse Sachen in gewissen Mengen gibt – aber was ich beim Toni bekomme, ist immer erste Klasse“, zeigt sich Lenz begeistert.
Auch für die junge Familie selbst ist es einer der größten Pluspunkte an ihrer oft harten Arbeit, eigene Produkte vor der Haustüre zu haben. „Und der Freiraum für unsere Kids“, ist Toni überzeugt. Er betrachtet es als unglaublich wichtig, dass wir die Natur rund um uns wertschätzen und das auch weitertransportieren. Sein Tipp für bewusstes Einkaufen: „Regional und biologisch ist auf jeden Fall immer die beste Wahl. Aber gebt bitte auch Acht, wen ihr mit jedem Cent, den ihr ausgebt, unterstützt!“
Ab Hof kann man beim Hüttschader Bio-Jungplflanzen kaufen:
April – August, DI & SA von 08:00 – 12:00 Uhr
Das knackige Gemüse und zahlreiche Tipps vom Biobauern aus Leidenschaft bekommt man jeden Freitag beim Wochenmarkt in St. Johann/Tirol.
Anton Baldauf – Hüttschader Biogemüse
Litzlfeldner Straße 61
A-6382 Kirchdorf in Tirol
Hüttschader Biogemüse gibt’s auch auf Facebook, aber schaut lieber gleich direkt hin!
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Tja, wir Tiroler sind einfach cool ;-) – allerdings ist Kitzbühel zum Shoppen doch ein bissl weit weg von uns. Wie bist du denn zu diesem Kräuterblogger-Dings gekommen? glg Uli
Ja, da kann man nicht meckern – bin auch sehr gern bei euch im schönen Tiroler Land (und kann das fast nicht schreiben, ohne dabei gleich meinen Ohrwurm aufzuwecken, haha… zu viele Zeltfeste haben ihre Spuren hinterlassen!)
Die #kräuterbloggertage wurden heuer zum ersten Mal vom Kitzbühel Tourismus veranstaltet und ich wurde eingeladen. Hoffentlich gibt’s die nächstes Jahr wieder – liebe Bettina, du liest ja hoffentlich mit?! :-)))
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