Kleinraming ist ein kleines Nest mit rund 600 Einwohnern in etwas mehr Ober- und ein bisschen weniger Niederösterreich. Ja, irgendwie in zwei Bundesländern. Der Hauptteil der Gemeinde, jenseits des Ramingbaches, gehört zum oberösterreichischen St. Ulrich bei Steyr. Da sich der trennende Bach aber nur so durchs Ramingtal schlängelt, zählt man inoffiziell auch ein paar Niederösterreicher aus der Gemeinde Behamberg dazu. Kleinraming hat aber noch eine Besonderheit: Bis vergangenen Dienstag führte Erni Bürstmayr dort wie aller Einwohner Lieblingstante den Laden im Ort.
So weit, so gut. Es gibt einige Ortschaften, in denen noch ein Greißler mit den wichtigsten Dingen des Lebens versorgt. Viele von ihnen kämpfen ums Überleben, weil leider einfach immer öfter auswärts eingekauft wird. Nicht so inKleinraming: Jeder kennt Erni in Kleinraming, nennt die Verkäuferin im kleinen Spar-Markt liebevoll vertraut beim Vornamen. Braucht man die Zutaten fürs Mittagessen, schaut man schnell auf einen Sprung zur Erni. Findet ein Fest statt und etwas fehlt, eilt Erni zur Hilfe, egal zu welcher Zeit.
Nun hat sich die Dame nach jahrzehntelangem Dasein als Nahversorgerin den Ruhestand mehr als verdient. Um ihr das zu demonstrieren, feierte ein Großteil der Gemeinde mit ihr am Sonntag vor ihren letzten Arbeitstagen eine Danksagung der Sonderklasse. Erni wollte vermutlich bloß wie sonst auch zum Gottesdienst – und wurde dort von einer Feierlichkeit überrascht, die man nicht alle Tage erlebt. Der Chor sang für sie, die Bürgermeisterin war da, sogar die Predigt war auf die gute Seele Kleinramings abgestimmt und präsentierte Erni als guten Hirten… aber das einzigartige Highlight bildete eine Romreise, die von sämtlichen Vereinen Kleinramings gestiftet wurde. Feuerwehr, Theatergruppe, Chor, Pfarre und noch viele mehr wissen die Zuverlässigkeit und Loyalität, mit denen ihnen die Neo-Pensionistin so viele Jahre zur Seite stand, zu schätzen und würdigen das mit einem großzügigen Geschenk. Das ist so nett, dass es einfach hier erwähnt werden muss.
Besonders erfreulich: Durch Ernis Ausscheiden vom Arbeitsmarkt schließt nicht wie ansonsten oft üblich das kleine Geschäft im Dorf die Pforten, sondern ebnet den Weg für die jüngere Generation. Ihre Nachfolgerin Carmen Wansch übernahm gleich am Mittwoch das Geschäft und vertraut auf die zuverlässigen Kleinraminger. Auf dass ihr Ähnliches gelinge, Alles Gute!
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