Meinem Vater ist vor einigen Tagen etwas widerfahren, das alles andere als selbstverständlich ist. Er war am Nachmittag des 3. Septembers zum Einkaufen in einer mittelgroßen, oberösterreichischen Stadt, nennen wir sie Steyr. Nichtsahnend flanierte er über den Stadtplatz, bevor er sich auf den Rückweg zu seinem Auto machte und die Heimfahrt antrat. Doch noch bevor er zuhause den Schlüssel ins Schloss stecken konnte, klingelte das Telefon.
Am anderen Ende der Leitung: die lokale Bankfiliale, bei der mein Vater sein Konto hat. „Werter Herr, Sie haben Ihre Geldbörse verloren“, tönte es, „aber keine Sorge, sie wurde schon abgegeben.“ Woraufhin der Herr erstmal die Hand in die Hosentasche gleiten ließ, um erstaunt festzustellen, dass da tatsächlich nichts mehr vorzufinden war. Das letzte Mal, dass er wissentlich Geld entnommen hatte, war in der Billa-Filiale am Stadtplatz. Seither zweifelte er aber keine Sekunde daran, die Geldtasche wieder eingesteckt zu haben. „Ähm, super, danke!“ erwiderte er verdutzt. „Wo wurde sie gefunden?“
Und nun kommen wir zum noch bemerkenswerteren Teil der Geschichte: Ein unbekannter Mann hatte die Geldbörse samt Inhalt – Karten, Ausweise, Bargeld (und es war einiges darin, da mein Vater am nächsten Tag etwas Größeres bezahlen wollte) – bei der dem Lebensmittelgeschäft nächstgelegenen Bank, einer Filiale der Bank Austria, abgegeben. Er hat nicht nur nichts entnommen, sondern wollte auch noch gänzlich inkognito bleiben. Pikantes Detail: Direkt neben der Bankstelle ist die örtliche Polizeiinspektion zu finden. Auf die Frage des Bankangestellten, wie er sein Name sei, antwortete der Finder nur, dass er keine Daten angeben möchte und seinen Fund absichtlich nicht zur Polizei bringen wollte. Er habe nämlich schon mal eine Geldtasche gefunden; die Meldung bei der Polizei habe aber so lange gedauert, das sei ihm zu umständlich. Tja und der Bankangestellte kontaktierte im Handumdrehen die Heimatbank meines Vaters, weswegen jener dank raschem Informationsfluss quasi am Absatz kehrt machen und sofort noch vor Ladenschluss das Fundstück wieder abholen konnte.
Dem unbekannten Finder gebührt nicht nur größter Dank dafür, dass er so ehrlich war und der komplette Fund wieder vom rechtmäßigen Besitzer in Empfang genommen werden konnte. Ihm soll auch höchste Ehre zuteil werden, weil er diesen Dank nicht mal annehmen, sondern nur auf kürzestem, unumständlichsten Dienstweg dafür sorgen wollte, dass alles wieder in Ordnung kommt. Wir wissen bis jetzt nicht, wo die Geldbörse eigentlich entfleucht ist, wohl aber, dass es in unserer nächsten Umgebung wirklich ehrliche, bescheidene Leute gibt, die nicht auf ihren eigenen Vorteil erpicht sind. Vielen, vielen Dank für diesen Akt der Menschlichkeit!
Dieser Artikel darf gerne geteilt werden, vor allem natürlich in meinem regionalen Umfeld, der Gegend um Steyr. Vielleicht möchte sich der anonyme Finder ja doch zu Wort melden, gerne auf dem privaten Weg: Kontakt. Das oberste Bestreben ist es aber nicht, den Herrn zu finden, auch wenn wir ihm natürlich sehr gerne danken würden. Die Motivation dieses Beitrags ist es vielmehr, zu zeigen, wie nett unsere Nächsten oftmals zu uns sind, auch ohne dass wir etwas dafür tun können oder müssen. Und ohne, dass wir sie überhaupt kennen. Folgen wir doch diesem guten Beispiel! Ich bin mir sicher, dass der Finder im Nachhinein ein gutes Gefühl für seine eigentlich nur kleine Geste, aber tolle Tat mit großer Auswirkung ernten durfte. Bestimmt besser, als wenn er sich ein paar hundert Euro einsteckt, die ohnehin bald wieder verprasst sind, ihm aber nie gehört und deswegen immer eine Prise schlechten Gewissens anhaften haben.
In diesem Sinne, gut so, danke, wirklich top!
Ich freue mich auf weitere anregende goodies der Woche.
Update:
Auch in der Steyrer Regionalausgabe der Bezirksrundschau war über den ehrlichen Finder zu lesen. Damit ist eines der zentralen Anliegen vom goodblog erfüllt: Es soll doch bitte nicht ausschließlich über negative Dinge berichtet werden, sondern auch das Gute Beachtung finden. Aus meiner Sicht mehr als top, 5 Minuten vor 12 in Sachen Menschlichkeit sozusagen!
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Liebe Carmen !
Über den BloKoDe habe ich deinen Blog entdeckt – eine wahre Wohltat – gute und erfreuliche Beiträge und Geschichten !
Es ist schön, dass es immer wieder ehrliche Finder gibt.
Liebe Grüße
Alex
Hallo Alex!
Vielen Dank, das freut mich sehr :-)
Wow, das ist eine schöne Geschichte. Ich hatte letztens auch eine EC Karte gefunden und musste ewig bei der Bank warten um sie einfach nur abgeben zu können. Da hatte dein Vater echt Glück gehabt :)
Liebe Grüße und viel Spaß heute beim #BloKoDe,
Fio
Hallo Fio!
Vielen Dank – ja, das ist ärgerlich, wenn man dann Umstände hat, nur weil man ehrlich und anständig sein will. Aber gut, dass es auch noch anders geht!
Dir auch noch viel Spaß beim Stöbern! :-)
Glg, Carmen
Liebe Carmen,
wunderschöne Geschichte! Dein Thema, den Fokus auf die positiven Dinge zu richten, finde ich toll! Genau das inspiriert doch und verleitet den einen oder anderen vielleicht auch zu einer guten Tat :-)
Hoffentlich kommen noch viel mehr Leser durch den #BloKoDe zu dir!
Alles Liebe,
Martje
Vielen lieben Dank, Martje!
Das hab ich mir eben auch überlegt. Wenn ich mir schon die Arbeit mach und einen Blog anleg, dann würd ich mir wünschen, dass vielleicht wenigstens der ein oder andere Gedankengang auch als zartes Pflänzchen zu jemand anderem weiterwandert. Und den Rückmeldungen von Freunden und Bekannten ist schon ein paar mal was angekommen, mehr will ich ja gar nicht :-)
glg, Carmen
Sehr schön zu lesen, dass es auch in der heutigen Zeit noch ehrliche Menschen gibt!
Ich bin ja überzeugt davon, dass sehr viele Menschen so handeln würden – doch das erfahren wir ja meistens gar nicht.
In der Presse und in den sozialen Netzwerken liest man immer nur die Negativ-Beispiele.
Umso schöner, dass du diesen Beitrag geschrieben hast!
Liebe Grüße Christine
Dankeschön, liebe Christine! Das dachte ich mir eben auch – von solchen „kleinen“ guten Handlungen liest man sonst nirgends. Drum wollt ich einfach mal sagen, dass es so etwas auch gibt.
glg, Carmen
Hallo Carmen,
ich finde deine Seite wirklich wunderbar und werde weiterhin reinschauen.
Wirklich schön und mit viel Liebe und Herzblut gestaltet. Schöne Bilder! Klasse!
Mach weiter so!
Liebe Grüße von Kim
Ps.: Hab deine Seite über den #BloggerKommentierTag entdeckt.
Vielen Dank, liebe Kim! Das freut mich wirklich sehr. Auch, dass die Liebe zwischen den Zeilen entdeckt wurde ;-)))
Hui, da hat Dein Papa ja echt Glück gehabt! Mein Freund hat auch mal seine Geldbörse verloren – der Finder hat zwar das Geld genommen, hat aber dennoch netterweise die Börse samt gefühlter 100 Karten in unseren Briefkasten geworfen. Fanden wir damals irgendwie trotz aller Umstände recht nett – wenn man nur bedenkt, wieviel Zeit und Kosten draufgeht, neuen Perso/Führerschein & Co neu zu beantragen … aber vllt. war der Finder auch gar nicht der Dieb …!?
Hallo Nora! Ja, das kann man echt sagen :-) Toll auch, dass dein Freund seine Geldbörse wiederbekommen und sich so eine Menge Organisationskram erspart hat. Mir gefällt auch der Ansatz, dass der Finder vielleicht ja wirklich gar nicht derjenige war, der das Geld genommen hat – man weiß ja wirklich nie…
Schöne Geschichte, mir ist vor nem Jahr oder so etwas ähnliches passiert und habe auch nen Blogpost dazu geschrieben :) Da ich jetzt nicht plakativ werben will … der Blogpost heißt „der ehrlichen Finderin“, falls du ihn lesen möchtest :)
Viele Grüße
Danke für deine Nachricht! Hab’s grad gelesen, wirklich auch eine schöne Geschichte. Wie toll, dass noch mehr so ehrliche Leut da draußen sind!