Dass der 15. August ein Feiertag ist, wissen wohl die meisten Leute, zumindest die berufstätigen und schulpflichtigen. Was es mit Maria Himmelfahrt auf sich hat, entzieht sich aber schon der Meisten Kenntnis. Nur so viel sei hier gesagt: Im Zuge der Feierlichkeiten dieses Hochfests des katholischen Kirchenjahrs werden traditionell Kräuterbuschen geweiht. Man bindet ihn zu Ehren der Gottesmutter als Dank für den Schutz, den sie uns erteilt. Gleichzeitig ist dieser Tag der Beginn des sogenannten „Frauendreißigers“.
Die Periode umfasst, wie schon der Name verheißt, dreißig Tage. Von Mitte August bis Mitte September heißt es, sei die beste Zeit zum Ernten von Kräutern für den Winter.
Lavendelblüten
Ihnen wird jetzt die meiste Heilkraft zugesprochen. In dieser besonderen Zeit der Marienverehrung wird der Legende nach die Erde von der Gottesmutter gesegnet. Mitte September ist dann Schluss mit dem Pflücken und Haltbarmachen von Kräutern; es naht Erntedank. Der Herbst zieht ins Land. Somit kann der 15. August als Startschuss zur letzten, vielleicht heilkräftigsten Kräuterernte des Jahres betrachtet werden.
Beifuß
Diesen Startschuss setzt dem Brauchtum gemäß die Kirche. In den Tagen vor dem Fest werden allerhand Kräuter gesammelt und zu kleinen wie großen Buschen gebunden. Diese Kräuterbuschen trägt man zur Messe, während der sie geweiht werden. Zum Schutz und Segen des Hauses bewahrt man sie daheim an einem besonderen Ort auf. Kennen Sie noch den Herrgottswinkel? In fast jedem alten Bauernhaus fand man diese dekorierte Ecke samt Kreuz. Der Winkel ist jener Platz, an dem früher der Kräuterbuschen verwahrt wurde. Alternativ stellt man den Kräuterbuschen ins Fenster, um Unwetter abzuwenden.
Den Kräuterbuschen schaut man allerdings nicht bloß an, weil er hübsch ist. Meist wird er während des Jahres verräuchert. Traditionell geschieht das in Gewitternächten und zu Lostagen, an denen in vielen Haushalten auch nur mit Weihrauch geräuchert wird: in der Andreasnacht (30. November), zur Wintersonnenwende (21. Dezember), in der Heiligen Nacht (24. Dezember), an Silvester (31. Dezember), am Dreikönigstag (6. Jänner) oder Maria Lichtmess (2. Februar). Für die Räucherung entnimmt man dem Kräuterbuschen einige Blüten und Pflanzenteile, gibt sie auf heiße Kohle oder Zunderschwamm und lässt sie rituell in Rauch aufsteigen. Was zu Johanni (24. Juni) noch übrig ist, wird ins Johannisfeuer geworfen.
Je nach Region wird eine andere Anzahl an Kräutern für den traditionellen Buschen verwendet. Die genaue Zahl hat jedenfalls Bedeutung im römisch-katholischen Brauchtum. Folgende mystische Werte werden hierfür herangezogen:
Welcher Symbolik man nun entsprechen möchte, sei jedem selbst überlassen. Die meisten Kräuterbuschen enthalten jedenfalls eine dieser bestimmten Zahlen an unterschiedlichen Kräutern.
Auch hinsichtlich der Frage, welche Kräuter in den richtigen Kräuterbuschen gehören, orientiert man sich an der traditionellen Deutung. All jenen, nun im Hochsommer verfügbaren Pflanzen schreibt man Eigenschaften zu. Folgende Pflanzen sind häufig im Buschen zu finden:
Nicht zu vergessen: eine Ähre Korn! Sie steht für unser täglich Brot.
Verwendet werden können alle Kräuter, die rund um uns wachsen. Hat man genügend beisammen, wird der Bindfaden idealerweise 99 Mal um den Stiel des Straußes gewickelt.
In meinem heurigen Kräuterbuschen stecken 12 Kräuter, die ich in unserem Garten gefunden hab:
Königskerze, Johanniskraut, Frauenmantel, Beifuß, Schafgarbe, Quendel (wilder Thymian), Rotklee, Melisse, Lavendel, Rosmarin, Braunelle, Goldrute. Und Herzgespann, ich hab irrtümlich ein 13. Kraut erwischt vor lauter Überschwang, hehe… das kommt aber schleunigst wieder raus :-)
Königskerze
Fröhliches Sammeln!
Johanniskraut
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