goodblog und NEUE Vorarlberger Tageszeitung: Alte Sorten pflanzen

Pflanzt alte Sorten – JETZT!

25. November 2016 , In: Natur, Wild werden
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Gut ist: bewahren, was hier wachsen sollte

Mit dem heutigen Beitrag führe ich ein Anliegen fort, das ich bereits im vergangenen Herbst mit diesem Artikel begonnen habe. Tut mir leid, falls ihr euch vom Titel etwas zu vehement angesprochen fühlt! Aber hiermit unterscheidet sich der goodblog wohl endgültig von klassischen Lifestyleblogs, denn ich möchte euch eher zu Gärtnern und (Hobby-)Landwirten machen, als zu Konsumenten. Was ich euch heute nochmals mit Nachdruck sagen will, ist: Bitte pflanzt Bäume, wenn ihr einen Garten, ein Stückerl Land habt!

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Wer einen Baum pflanzt, der glaubt an die Zukunft, so sagt eine alte Volksweisheit. Tut man das nun, in der kalten, dunklen Jahreszeit, zeigt man sich zuversichtlich, dass danach alles wieder zu keimen und blühen beginnen wird. Wer in seinem Garten schon nächstes Jahr Obstbäume oder Wildsträucher gedeihen sehen möchte, sollte diese im Herbst und Winter pflanzen. Doch als allererstes will die Entscheidung getroffen werden, was man überhaupt bei sich zuhause haben möchte.

Große Sortenvielfalt

Im bereits genannten Beitrag über unsere heimischen Hecken wies ich schon auf deren große Vielfalt hin, die es zu bewahren gilt. Bitte nehmt euch kurz die Zeit, dort nachzulesen. Aber auch beim Obst gibt es viele Sorten, die alt und robust sind, aber kontinuierlich weniger werden. Obst fällt von den Bäumen und macht Arbeit. Dabei sollten wir uns eines dringlichst bewusst machen: Möchten wir ursprüngliche Äpfel oder gelbe Kriecherl (Mirabellen) naschen? Wollen wir Salben und Tinkturen aus Wildkräutern bereiten, die so viele für uns essentielle Wirkstoffe enthalten? Dann benötigen wir vor allem die Aufmerksamkeit dafür. Andernfalls geht uns sowohl das Kräuterwissen verloren, als auch die Möglichkeit, uns an den Pflanzen zu bedienen. Einmal ausgerottet wird es schwer, sie wieder herzustellen. Aber es gibt eine ganz einfache Strategie gegen das Verschwinden von Sorten: ihnen Raum zu geben und sie wachsen zu lassen.

Wir haben das getan. Voriges Jahr zehn Heckenstauden, heuer nochmals fünf. Zudem neun Obstbäume über die tolle Pflanzaktion des Landes Niederösterreich. Natürlich macht das Arbeit, aber auch viel Freude!

Immerhin ist das nun unsere eigene Allee (muuuahaha… Allee Allee, Allee, Allee *sing*):

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Alt statt neu

Bei der Auswahl haben wir großen Wert darauf gelegt, alte Sorten aus biologischer Zucht zu nehmen. Warum? Züchtungen reichen an die Ursprünglichkeit der Form, Zusammensetzung und Wirkstoffe von Wildpflanzen nicht heran. Während gewisse Eigenschaften betont werden, kultiviert man wiederum andere oft weg. Für die ursprünglichen Sorten spricht, dass sie offensichtlich genau in der Art, wie sie sind, bei uns wachsen sollten – sonst wären sie nicht aufgetaucht. Die künstliche Modifizierung der Pflanzenwelt ist aber dabei, diese Ursprünglichkeit auszurotten. Nicht umsonst nennt man alte Sorten Pflanzenraritäten. Daher sollten wir gemeinsam verhindern, dass unseren Kindern und Enkeln unsere heutige Vegetation nur noch im Biologieunterricht gezeigt werden kann.

Der beste Zeitpunkt

Also nichts wie los! Beim Pflanzen gilt es natürlich einige Dinge zu berücksichtigen. Allgemein gilt der Herbst und frühe Winter als die optimale Zeit dafür. Der Baum oder Strauch hat dann bereits all seine Kraft ins Wurzelwerk zurückgezogen und die Blätter gegebenenfalls abgeworfen. Deshalb ist jetzt genau dort genug Power vorhanden. Setzt man also beispielsweise einen Apfelbaum noch im November in die Erde, nutzt dieser seine Energie, um das feine Wurzelnetz gleich auszubauen und ordentlich anzuwachsen. Bevor im Frühjahr die Kraft wieder in die Höhe wandert und die Triebe zu sprießen beginnen, sollte der Pflanze dafür genügend Zeit bleiben. Die wichtigste Voraussetzung für herbstliche Pflanzaktionen ist jedoch, dass der Boden offen, das Wetter also frostfrei ist.

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Wurzelnackte Gehölze – das sind jene, bei denen man die einzelnen Wurzeln sieht, weil sie nicht in einem erdigen Wurzelballen stecken – können demnach von Oktober bis etwa März gepflanzt werden. Was im Herbst gesetzt wird, hat gegenüber dem Frühling einen Wachstumsvorsprung. Außerdem ist die Auswahl in Baumschulen besser, je früher man sich entscheidet. Immerhin sollte bedacht werden, dass auch dort die Bäume oftmals ab dem Herbst bereit sind, gekauft zu werden, also längere Zeit lagern, bevor sie wieder ordnungsgemäß in der Erde wurzeln können.

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Zusammengefasst:
  • Wurzelnackte Obstbäume und Sträucher von Oktober bis März pflanzen
  • Auswahl in Baumschulen besser
  • Kürzere Lagerungszeit
  • Längere Zeit zum Anwurzeln vorm erneuten Austrieb
  • Wurzelschnitt und Pflanzschnitt nicht vergessen!

…aber Letzteres ist wieder eine andere Geschichte.

Ich hab abschließend jedenfalls noch zwei Lesetipps für euch, die direkt aus meinem Möchtegern-Biologinnenherz kommen:

Buchtipps

goodblog und NEUE Vorarlberger Tageszeitung: Alte Sorten pflanzen - Buchtipp: Der Biophilia Effekt

Der Biophilia Effekt. Heilung aus dem Wald von Clemens G. Arvay.
Dass uns der Wald gut tut, wissen wir intuitiv. Clemens G. Arvay belegt dieses Gefühl mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Höchst erstaunlich, wie das menschliche Immunsystem und die Welt der Pflanzen miteinander kommunizieren – plakativ und sehr gut verständlich dargelegt. Ein Muss für Naturliebhaber, um Emotionen verstehen und untermauern zu können.

goodblog und NEUE Vorarlberger Tageszeitung: Alte Sorten pflanzen - Buchtipp: Das Biophilia Training

Das Biophilia Training. Fitness aus dem Wald von Clemens G. Arvay, Mariya Beer.
Training in geschlossenen Räumen kann niemals so effektiv sein wie im Wald – zumindest, was unser körperliches und seelisches Gleichgewicht angeht. Wie man das Offroad-Training zwischen den Bäumen am besten umsetzt, zeigen Biologe Clemens G. Arvay und Fitnesstrainerin Mariya Beer in diesem zweiten Buch zum Heileffekt, den die Pflanzen auf uns Menschen haben.

Der Trailer dazu auf Youtube:

Hier seht ihr übrigens gut gezeigt, wie man einen Obstbaum richtig pflanzt:

In diesem Sinne:

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge: Ich würde noch heute ein Apfelbäumchen setzen!

Martin Luther

    • Daniela
    • 26. November 2016
    Antworten

    Toller Artikel und ich sehe die Wichtigkeit alte und heimische Sorten zu Pflanzen genau so wie Du, ansonsten sind wir traurig wenn es gewisse Pflanzen und ihre Vielfalt nicht mehr gibt

  1. Pingback: Wild werden: Pechsalbe selbermachen | goodblog – So viel Gutes!

    • Uli
    • 15. Februar 2017
    Antworten

    Bäume gehen bei uns im Garten leider nicht, aber dafür hab ich jedes freie Stück mit Sträuchern vollgepfercht. Alles zum Essen versteht sich :-) lang dauert es ja nicht mehr, dann dürfen wir alle nur mehr noch die EINE Tomatensorte pflanzen…

      • Carmen
      • 16. Februar 2017
      Antworten

      Ha, ja da hast wohl recht – mir sind ja auch die Ess-Pflanzen am liebsten. Wir haben sogar schon darüber gesprochen, vielleicht sogar einen wilden Beerengarten auf dem Firmengrundstück meines Freunds anzulegen… muss nicht ständig gepflegt werden, aber man kann jederzeit pflücken gehen und alles ist ungespritzt und natürlich.

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