Um Weihnachten stehen die Raunächte bevor. Dem Brauchtum nach soll vor allem hier geräuchert werden. Kennt ihr das und wisst, worum es dabei geht?
Rauchzeichen wurden eigentlich schon immer gegeben. Bereits 3.500 vor Christus schickte man in Babylon mit einer Prise Weihrauch Gebete in den Himmel, im alten Ägypten finden sich Räuchergefäße und Harze als Grabbeigaben. Im antiken Griechenland, in Rom, bei den Kelten – überall tauchen derartige Spuren auf. Irgendwas muss da also schon dran sein, wenn sich sämtliche Hochkulturen so einig sind.
Dabei gibt es für das Räuchern zweierlei Motive, die gewissermaßen verstrickt sind: Einerseits räuchern die Menschen zumeist im Sinne eines Brauchtums, für einen spirituellen Zweck. Die Nebenwirkung, die durch die Verwendung eines bestimmten Rauchwerks entsteht, ist meist mehr als erwünscht und keineswegs dem Zufall überlassen. Unsere Vorfahren wussten genau, womit in welcher Jahreszeit geräuchert werden sollte. Diese Überlieferungen sind aber leider über die Jahre ein wenig abhandengekommen. Durch die Beschäftigung mit unseren Traditionen gelingt es, den Erfahrungsschatz früherer Generationen wieder aufzufrischen.
Im Großteil Österreichs kennen wir zumindest vier Raunächte. Bis zu zwölf sind es tatsächlich, je nach Region variiert ihre Anzahl. Eines haben sie alle gemein: Sie sind zwischen der Wintersonnenwende am 21. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Jänner angesiedelt.
Am häufigsten geräuchert wird in Österreich zu diesen Raunächten:
Wintersonnenwende: 21./22. Dezember
Weihnachten / Heilige Nacht: 24./25. Dezember
Silvester / Jahreswechsel: 31. Dezember/1. Jänner
Dreikönigstag: 5./6. Jänner
In dieser Zeit „zwischen den Jahren“, wie sie gerade im deutschen Sprachraum noch oft genannt wird, gelten andere Gesetze. Das nimmt man zumindest im Brauchtum an. In der Mythologie spricht man von einem Zeitfenster, in dem die Naturwissenschaft Pause hat, dafür aber der Kontakt in eine andere Welt leichter fällt. Der Verbindung zu unseren Ahnen, anderen Wesen und dem ganzen Kosmos kommt in den Raunächten große Bedeutung zu.
Diese Offenheit in alle Richtungen birgt gleichzeitig die Gefahr, sich Böses ins Haus zu holen. Zu bald Verstorbene, die noch nicht loslassen können, ziehen angeblich in der Dunkelheit um die Häuser. Glaube es, wer wolle – Rituale, um die „wilde Jagd“, wie solche Gestalten zwischen Tier und Mensch genannt werden, fernzuhalten, gibt es unzählige in unserer jüngeren Geschichte. Sie haben davon gehört, dass man in der Heiligen Nacht keine Wäsche am Ständer lassen soll? Die wilde Jagd könnte sich dort verfangen, also nichts wie weg damit! Der allseits bekannte Weihnachtsputz hat den gleichen Ursprung – ob man nun traditionell lebt, oder nicht.
Es ist übrigens nicht vollkommen gesichert, woher der Name der Raunächte stammt. Ein Erklärungsweg rührt genau von diesen Wesen. Rau im Sinne von pelzig hat den gleichen Wortursprung, was auf die Erscheinung anspielen könnte. Auch die Möglichkeit, dass die Bezeichnung den Rauch bereits im Namen trägt, ist durchaus glaubhaft. Wo immer man von den Raunächten hört, geräuchert wird nämlich überall.
Durch den aufsteigenden Rauch gelingt der Überlieferung nach die Verbindung nach oben. Schutzräucherungen und generelle Reinigung sind beliebte Beweggründe. Dazu kommt, wie wir mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt wissen, eine gesundheitliche Funktion. Heilräucherungen setzt man gegen Arthritis, Hauterkrankungen, Kopfschmerzen, Menstruation- und Nervenleiden, Wirbelsäulenbeschwerden und viele andere Befindlichkeitsstörungen ein. Dass Weihrauch desinfiziert, ist mittlerweile wieder weithin bekannt. Die wenigsten Bewohner unserer Breiten vermuten aber hinter heimischen Gehölzen, Pilzen und Kräutern diejenigen perfekten Räucherstoffe, die sie tatsächlich sind.
Den klassischen Weihrauch, den es bei uns zu kaufen gibt, importiert man aus fernen, heißen Ländern. Seine Wirkung ist für viele Menschen zu intensiv. Abhilfe kann beispielsweise die Verwendung von gut getrocknetem, regionalen Fichtenharz schaffen. Salbei im frischen Zustand zusammengedreht und -gebunden ergibt ein klassisches Räucherbündel, das nur noch trocknen muss.
Der momentan sehr beliebte weiße Salbei riecht zwar auch gut, kommt bei uns aber nicht vor – und unserer muss da wirklich keinen Vergleich scheuen. Gut eignet sich auch Beifuß, der immer für Schutzräucherungen taugt. In so ein kleines Bündel lässt sich einfach alles verpacken, worauf man Lust hat, gerne auch gemischt. Das Räucherwerk wird dann angezündet und in einer Tonschüssel ausgedämpft, wenn’s genug ist.
Oftmals legt man das Harz oder die Kräuter auch direkt auf spezielle Räucherkohle, in eine Räucherpfanne voller echter Holzkohle aus dem Ofen oder auf ein Stövchen. Letztere bekommt man zwar oft als Räucherinstrumente zu kaufen, sind das aber eigentlich nicht. Das Räuchergut auf dem feinen Rost oder dem Teller kommt nämlich gar nicht mit dem Feuer in Berührung. Die reine Beduftung durch das Herauslösen ätherischer Öle, die unter diesen Umständen erfolgt, kann aber eine ebenso wohltuende Wirkung verströmen.
Bei sprichwörtlicher dicker Luft oder nach einer Krankheit im Haushalt sehnt man oft eine gewisse Reinigung herbei. Hannelore Kleiß, ebenfalls Kräuterpädagogin und Buchautorin, empfiehlt hierfür folgende Mischung:
Die einzelnen Zutaten zu gleichen Teilen verwenden, vermengen und auf dem Stövchen oder direkt auf der Räucherkohle duften lassen. Genießen!
Lest nächste Woche den zweiten Teil der Serie zum Räuchern: Wie und womit räuchert man richtig?
Die Heilkraft des Räucherns von Friedrich Kaindlstorfer
Räucherexperte Friedrich Kaindlstorfer blickt auf die Tradition des Räucherns zurück und zeigt, wie wir im modernen Alltag davon profitieren können. Er legt geschichtliche Hintergründe genauso nachvollziehbar dar wie die Verbindungen zur Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) und gibt einfache Praxistipps.
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