Nein, nein – sie kündigt keinen Schnee an. Die Schneerose reckt ihr Köpfchen als eine der ersten ans Licht, wenn’s langsam Frühling wird.
Die anmutige Blüte scheint uns auf ihre stolze Art für die Entbehrungen der kargen, kalten Jahreszeit entschädigen zu wollen. Kein Baum trägt noch Blätter, das Gras ist dunkel, weit entfernt von saftigem Grün. Im Wald, zwischen Laubblättern, wo der Boden von den ganzjährig hart arbeitenden Wurzeln der Bäume erwärmt ist und der Schnee bereits geschmolzen ist, schlüpft sie durch – die Schneerose.
Der Volksmund nennt sie auch Christrose, was wohl auf ihr Vorkommen bereits schon um Weihnachten hinweist. Klettern die Temperaturen das Thermometer nur ein wenig hinauf, kann es durchaus sein, dass sich die großen, weißen Blüten zeigen.
Solche Laubböden mag die Schneerose überaus gerne
Hauptsächlich sieht man die Schneerose von Februar bis April blühen. Ihre mehr als handtellergroßen, dunkelgrünen Blätter hingegen begegnen einem oft das ganze Jahr hindurch. Wenn das Wetter passt, also mild genug ist, blüht sie also schon mal von November bis Mai – aber leider nicht mehr überall. Das Vorkommen der Schneerose ist so stark zurückgegangen, dass sie mittlerweile zu den geschützten Pflanzen in weiten Teilen Österreichs und Deutschlands zählt.
Kalkböden und feuchte Regionen liebt sie, gern mag sie auch höhere Lagen, was sie zum Glück aber noch zu einem relativ häufigen Begleiter nebst Wanderwegen auf vielen Berghängen der Alpen macht.
Alles ist noch karg, aber die Schneerose wird sich hier auf rund 1.000 Metern bald zeigen
Selbstverständlich ist es überaus schade, wenn der natürliche Bestand einer Pflanze schrumpft. Die Schneerose verschwindet aber zumindest aktuell nicht gänzlich, zumal sie sich als kultivierte Gartenpflanze enormer Beliebtheit erfreut. Mit dem großen, dunkelgrünen Laub und den ebenfalls großen, weißen und vor allem frühen Blüten hebt sie sich vom winterlich-tristen Boden so schön ab, dass sie bereits seit mehreren hundert Jahren in europäischen Gärten anzutreffen ist.
Dass man sich die Schneerose bereits in alten Zeiten in die heimischen Gärten geholt hat, mag neben der durchaus ansehnlichen Optik aber noch einer anderen Tatsache zuzuordnen sein. Die Schneerose, weiters auch (schwarze) Nieswurz, Helleborus niger, genannt, kam früher als Ersatz für Schnupftabak und Niespulver zum Einsatz. Riecht man an der schwarzen Wurzel, muss man nämlich tatsächlich niesen, was der gesamten Gattung ihren Beinamen eingebracht hat.
Die gepulverte Pflanze wurde in der Volksmedizin außerdem gegen Epilepsie, geistige Verwirrtheit, Menstruationsbeschwerden und Herzschwäche eingesetzt. Selbst wenn man nun die Pflanze bei uns ernten dürfte – was durch den Artenschutz einem sehr strengen Verbot unterliegt! – ist das dem Laien wirklich ganz und gar nicht zu empfehlen. Die Schneerose ist stark giftig und wird niemals als frische Pflanze verwendet, lediglich in stark verdünnter, homöopathischer Form kann sie eingenommen werden.
Das klingt gefährlich, doch so ist sie, unsere Mutter Natur: Mit Bedacht will sie behandelt werden. Und bloß, weil eine Pflanze giftig ist, bedeutet das noch lange nicht, dass sie deshalb gemieden werden soll. Die Schneerose wurde der Überlieferung nach früher nicht nur vorsichtig zur Heilung angewandt, sondern zudem auch als magische Pflanze betrachtet. In den Bauerngärten unserer Vorfahren wuchs sie auch als Symbol der Hoffnung. Einer Blüte, die Schnee und Eis trotzen kann, traute man so einiges zu. Man ging daher davon aus, dass sie magische Kräfte besitzt und Mensch und Tier vor Krankheiten und bösen Geistern schützen kann.
Außerdem galt die Schneerose als Orakel: Zwölf Blütenknospen wurden dafür zu Weihnachten ins Wasser gestellt. Die sich öffnenden zeigten gutes Wetter für den betreffenden Monat an.
Diese kultivierte Gartenpflanze zeigt bereits ihre Blüte
Achtung giftig!
Die Schneerose, auch Christrose oder Nieswurz genannt, ist für Mensch und Tier stark giftig. Bereits kleine Mengen können Vergiftungserscheinungen auslösen. Jeder Pflanzteil ist giftig, sowohl die Wurzel, als auch Blätter und Blüten, ganz besonders die Samenkapseln. Hier kann bereits der Verzehr von drei Stück Kapseln erhebliche Beschwerden auslösen.
Vergiftungserscheinungen treten jedenfalls auf, wenn ein Teil der Pflanze verspeist wird – das passiert aber kaum zufällig. Die Blätter lassen sich sehr eindeutig bestimmen und haben eigentlich keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner genießbaren Art, die auch nur annähernd zur selben Zeit zu ernten wäre. Empfindlichen Personen wird jedoch schon allein bei der Pflege ihrer Gartenpflanzen zur Vorsicht, eventuell sogar zum Einsatz von Gartenhandschuhen geraten.
Bei kleinen Kindern ist selbstverständlich ebenfalls große Vorsicht geboten.
Übrigens, der nächste giftige Verwandte der Schneerose aus der Familie der Hahnenfußgewächse scharrt bereits in den Startlöchern. Schon in Kürze können wir uns an den zarten Blüten des Buschwindröschens erfreuen. Hier gilt ebenso: Ansehen statt angreifen!
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