Es gibt Pflanzen, die seit jeher gerne gemeinsam verwendet werden. Erdbeeren und Rhabarber reifen weitgehend zur gleichen Zeit – nämlich dann, wenn sonst noch nicht allzu viel anderes Obst in heimischen Gefilden lockt. Wer jetzt schon große Lust verspürt, sich mit regionaler Kost zu verwöhnen, wird sich an dieser ersten Frühsommerernte erfreuen. Die beiden harmonieren nicht nur optisch. Zarte Erdbeersüße passt zur frischen Säure der Rhabarberstängel. Darum versäumt die Gelegenheit bloß nicht! Denn der Rhabarber will bis Ende Juni geerntet werden.
Die Blattstangen des Rhabarbers machen sich gut in der Marmelade, gemeinsam mit Erdbeeren. Aber auch alleine, als Kompott oder im Kuchen, schmecken sie hervorragend. Jede Menge Wirkstoffe tun uns dabei äußerst wohl: Gerbstoffe, ätherische Öle, Vitamine, Kalzium, Eisen und Karotin – um nur einige davon zu nennen. Einzig die enthaltene Oxalsäure begrenzt das Vergnügen zeitlich.
Obwohl wir ihn als Obst behandeln, ist Rhabarber ein Knöterichgewächs, verwandt etwa mit bekannten Arten wie Sauerklee und dem Sauerampfer. Genau wie jene enthält eben auch der Rhabarber Oxalsäure.
Die Säure steckt außerdem in vielen gängigen Nahrungsmitteln, auch in Tee, Schnittlauch oder Amaranth. Allerdings kommt es – wie so oft – auf die Dosis an: Geringe Mengen Oxalsäure sind unbedenklich, größere allerdings sogar gesundheitsschädlich. Die Konzentration in den genannten Speisen ist völlig unerheblich. Rhabarber hat jedoch die Eigenschaft, den Oxalsäuregehalt ansteigen zu lassen, je länger er wächst. Als Stichtag gilt der Johannistag am 24. Juni. Danach rät man vom Verzehr ab. Die Blätter isst man übrigens auch zuvor nicht, da dort die Konzentration der Säure generell stärker ist.
Wer sich an diese Richtwerte hält, profitiert von einer Rhabarberspeise ordentlich. Die Stängel sind nämlich nicht nur lecker und nährstoffreich, sondern zudem magenstärkend und verdauungsfördernd.
Mit den Erdbeeren ist das ähnlich. Auch sie kann man nur in einem begrenzten Zeitfenster ernten – aber nur, weil dann alles aufgegessen ist! Die roten Beeren sind die ersten, die im Garten reifen. Die Gartenfrucht ist eine Züchtung aus der Wildform, der Walderdbeere. Haltet doch Ausschau danach, ob ihr diesen ursprünglichen Wuchs in eurer Nähe entdeckt, denn er ist überaus wertvoll. Walderdbeeren enthalten ebenfalls Gerbstoffe, Vitamine und Mineralstoffe sowie Flavonoide und Salicylsäure. Letztere dient sogar als Vorlage für Aspirin. Die Walderdbeeren wirken zudem reinigend auf die Ausscheidungsorgane.
Übrigens: Die Früchte der Erdbeere sind botanisch gar keine. Es handelt sich bei den zarten, roten Beeren um Scheinfrüchte, die sich aus dem Blütenboden dieses Rosengewächses entwickelt haben.
Von den Walderdbeeren verwendet man auch die Blätter. Der Tee aus den getrockneten Blättern, die man idealerweise bis Ende Juli geerntet haben sollte, hilft gegen Durchfall. Außerdem unterstützt er den Körper bei der Ausscheidung giftiger Stoffe, wirkt somit blutreinigend. Die Erdbeerblätter schmecken aber auch einfach gut, weswegen sie oftmals Teemischungen beigemengt werden. Wer übrigens unter einer Erdbeerallergie (oder Kreuzallergie) leidet, muss von der Verwendung der Blätter absehen.
Auch bei der Ernte von Walderdbeeren gibt es eine Kleinigkeit zu beachten: Dort, wo sie im Wald wachsen, treibt sich gerne der Fuchs herum. Daher unbedingt die roten Früchte vor dem Verzehr waschen. Andernfalls kann es sein, dass man mit den Erdbeeren Eier des Fuchsbandwurms aufnimmt, der sich leider gerne den Menschen als Wirt aussucht – wir bekommen diesen Parasiten allerdings nicht mehr los.
Beachtet man derartige Sammelempfehlungen, darf man sich auch in diesem Fall an einer extrem wohlschmeckenden Ausbeute erfreuen. Walderdbeeren werden sowohl für Marmeladen, als auch als Sirup oder in der Bowle verwendet. Selbst wenn die Ernte der kleinen Früchte etwas länger dauert, lohnt sie sich allemal: Die Gartenfrüchte schmecken natürlich ebenso gut, haben aber über den Zuchtvorgang ein Vielfaches ihrer tollen Wirkstoffe eingebüßt.
Ich hab hier noch eine Ratz-Fatz-Empfehlung für euch, die sowohl für’s Frühstück, als auch als Dessert kredenzt werden kann:
200 g Erdbeeren (je nach Verfügbarkeit auch Gartenerdbeeren – für diese Menge Walderdbeeren erntet man ja doch eine ganze Weile)
200 g Rhabarber
1 EL Zitronensaft
2 EL brauner Zucker
Für die Streusel:
150 g Mehl
100 g brauner Zucker
100 g weiche Butter
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