Kennst du Waldmeister? Nein, nicht die Brause – das Kraut. Jetzt ist die Zeit, aus ihm Maibowle zu bereiten!
Fast jedem ist Waldmeister ein Begriff. Das grüne Brausepulver schlürften wir bereits in Kindestagen. Wer allerdings denkt, es handle sich dabei um eine originell bezeichnete Geschmacksrichtung, liegt weit daneben. Waldmeister nennt sich nämlich ein Kraut, das nun sämtliche Waldwege ziert.
In lichten Wäldern, bevorzugt Laubwäldern, findet man ihn. Hat man erst einmal den Blick für die Pflanze sensibilisiert, trifft man sie im Frühjahr ständig an. Der Waldmeister steht nicht gern allein, sondern wächst flächig. Ordentlich reiht sich einer an den anderen. Betrachtet man ein einzelnes Pflänzchen für sich, schindet es nicht viel Eindruck: Klein kommt es daher, und in sehr regelmäßigen Abständen erscheint Blattrosette für Blattrosette. Die Blüte kündigt sich durch zarte, weiße Kügelchen an, die sich schlussendlich zu kleinen Sternchen öffnen. Und doch interessiert man sich trotz aller beeindruckender Ebenmäßigkeit nur wenig dafür. Völlig zu Unrecht! Immerhin trägt er den Meister im Namen – das muss doch einen Grund haben?
Warum das Kraut so märchenhaft gerufen wird, darum ranken sich die Mythen. Eine Deutung kürt es zum Meister, da es die erste – zumindest aber eine der ersten – Heilpflanzen im Wald sein soll. Eine andere weist auf die meisterhaften Kräfte des zarten, grünen Pflänzchens hin. Wahrscheinlicher, aber auch unromantischer, ist, dass beim botanischen Namen über die Jahre hinweg unabsichtlich ein paar Buchstaben ausgetauscht wurden. Gewiss jedoch verfügt der Waldmeister über meisterliche Eigenschaften. Eine davon behauptet sogar, ein frohes Herz zu schaffen.
Der Waldmeister wirkt anregend, reinigend und stärkend. Das Herz erfährt durch ihn eine Kräftigung. Früher streute man zudem Waldmeister in Häuser, in denen Unmut herrschte; Kühen wurde er unters Futter gemischt, wenn sie nicht Fressen wollten. Er heitere die Stimmung auf, stärke fürs ganze kommende Jahr und kräftige für die Ernte – weswegen man im Frühling eine Maibowle mit Waldmeister kredenzt bekam. Diese soll nicht nur aufgrund des Alkoholgehaltes Schwermut und Melancholie vertreiben.
1 kleiner Bund Waldmeister, ca. 20 Stück
100-150 g Zucker
1 Flasche Weißwein
1 Flasche Sekt (trocken)
Für die alkoholfreie Variante gibt man das Waldmeister-Büschel stattdessen in verdünnten Apfelsaft. Nach Belieben süßen oder mit Wasser verdünnen, mit Zitronenscheiben verfeinern und genießen.
Waldmeister ist ein typisches Frühlingskraut. Seine Verwendung beschränkt sich aufgrund seiner Bestandteile auf die ersten Monate des Jahres. Hauptsächlich dafür verantwortlich ist der wohl bekannteste seiner Inhaltsstoffe, das Cumarin. Dieses lässt etwa auch frisches Heu so stark duften (weil darin oft cumarinhaltiges Ruchgras in großen Mengen vorkommt). Es riecht allerdings nicht nur hervorragend, sondern kann bei zu hoher Dosierung Schwindel und Kopfschmerzen auslösen. Der Cumaringehalt im Waldmeister steigt stetig ein klein wenig an – weswegen man ihn idealerweise ernten soll, noch bevor er erblüht. Zu diesem Zeitpunkt ist nämlich bereits so viel Cumarin in der Pflanze, dass man den Verzehr nicht mehr empfiehlt.
Bis er allerdings von der weißen, sternförmigen Blütenpracht geziert wird, gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um den Meister des Waldes für das restliche Jahr zu konservieren. Getrocknet kommt er als Tee zur Leber- und Blutreinigung oder als Räuchermittel zum Einsatz. Seinem Rauch sagt man eine starke Schutzwirkung nach. Getrocknet passt er aber auch hervorragend in ein Kräuterkissen. Das Heuaroma wird gemeinsam mit anderen Entspannungsbringern wie Lavendel und Minze besonders geschätzt.
Für Leckermäulchen und Fans der Waldmeisterbrause kommt selbstgemachter Waldmeistersirup in Frage. Entweder man bereitet ihn als Zuckerreduzierung zu – oder man presst frische Pflanzen in den Zuckersirup, um den kräftigen Grünton zu erhalten.
Es soll ja außerdem Leute geben, die Waldmeister auf eine Stufe mit Jägermeister heben. Dem kann man vielleicht anhand angesetzten Waldmeisterlikörs gerecht werden. Dafür darf die Pflanze übrigens sogar schon Blüten tragen. Mit Kornschnaps oder Obstbrand übergießen, drei Wochen im Keller ziehen lassen, mit einer Zuckerlösung abschmecken.
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Ich nehm bitte die Variante mit Wein und Sekt ;-)
Servus Carmen,
für ein frohes Herz, das klingt doch gut! Muss mal schauen, wo ich ihn bei uns finde. Hab noch nie was mit Waldmeister gemacht. Kann man mit dem auch Sirup kochen wie mit Flieder oder Hollunderblüten?
Grüße aus Bayern,
Susanne
Ja, Waldmeistersirup gibt’s auch – ist eh im Text auch kurz angesprochen. Allerdings liegt beim Waldmeister der Fokus auf den Blättern, nicht wie bei Holunder und Flieder auf den Blüten.
Alles Liebe zurück zu dir nach Bayern,
Carmen
Danke Carmen! Ich Genie hab ganz vergessen, dass mir meine Nachbarin letztes Jahr welchen geschenkt hat und er unter meinen Sträuchern wächst. Also wird jetzt Sirup gekocht. ;)
Unbedingt! Gerne doch :-D