Fichten und Tannen treiben wieder aus, es ist Wipferlzeit! Ja, drum nennt man’s vermutlich Maiwipferl. Voriges Jahr um diese Zeit habe ich zum ersten Mal Wipferlsirup gemacht und euch ausführlichst darüber ins Bild gesetzt. Ich bereitete ja gleich zwei verschiedene Varianten zu: Einmal hab ich den werdenden Wipferlsirup vergraben, ein zweites mal auf eine sonnige Fensterbank gestellt. Nun schulde ich euch den Bericht: Welche Methode ist besser?
Eins vorweg: Am allermeisten Spaß hatte ich dabei, überhaupt ein Glas zu vergraben und mich in Geduld zu üben. Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich während der Wartezeit eines halben Jahres daran dachte und wissen wollte, was sich denn da unter der Erde tut. Den Sirup auf der Fensterbank konnte ich ja beobachten. Dieser begann rasch, sich zu verflüssigen – dann stagnierte die Entwicklung allerdings. Doch wie verhielt sich das wohl unter der Erde, wo Tag und Nacht ansatzweise die gleiche, konstante Temperatur herrschen musste?
Dann endlich war Tag X da. Eines grauen Samstags im November zeigte der Kalender ein ganzes halbes (!) Jahr später an. Ich schulterte das Werkzeug und schritt zur Tat. Die größte Hürde sollte nun kommen, wie sich zeigte.
Liebe Leute, ich sage euch: Wie Ostern war das. Weise und vorausschauend wie ich bin montierte ich selbstverständlich im Mai höchst professionell einen Pflock an der Stelle, wo ich gebuddelt hatte. Genauso gewissenhaft wie Hänsel und Gretel damals Bröserl für die Vögel, äh die Markierung des Rückwegs, auslegten. Der Pflock fiel im Laufe von Sommer und Herbst natürlich der Witterung, dem Rasenschnitt, dem Hund zum Opfer… wem auch immer, jedenfalls war er weg. Und so sicher man sich wähnt, während man etwas wo hingibt, wo die Umgebung in weiten Teilen ähnlich aussieht – so schwierig ist es lange Zeit später, sich an den genauen Platz zu erinnern.
Nachdem ich eine Weile gegraben hatte, fiel mir das Bild ein, das ich ganz stolz aufnahm, direkt nachdem ich den Wipferlsirup vergraben hatte. So stand ich also auf der Leite, fischte mein Handy aus der Tasche und surfte auf den goodblog, um das Foto aufzurufen. Nach nur rund 40 Minuten, die mich sehr erdeten, erfolgte endlich der Durchbruch. Und zwar im wahrsten Wortsinn: Ich durchschlug den Deckel.
Mir kam vor, mein Hund, der sich nicht als Suchhund qualifizieren konnte, lachte mich förmlich aus.
Dieses Bild soll nur zeigen, wie selbstverständlich er danach tat, als hätte er was gefunden…
Und weil ich so freudig war, lichtete ich das Glas halbflüssigen Goldes von allen Seiten ab:
Langer Rede kurzer Sinn: Ich fand allein das Prozedere so erheiternd, dass es die Sache völlig wert war. Die Spannung stieg vor der Verkostung ja nochmals ins schier Unermessliche. Der optische Test bestätigte bereits die Vermutung: Ganz aufgelöst hatte sich der Zucker nirgends, aber deutlich besser funktionierte es unter der Erde. Farblich zeigte sich ebenfalls ein kleiner Unterschied: Die vergrabenen Wipferl hatten sich kaum verfärbt, diejenigen von heraußen wurden leicht gelblich.
Das linke Glas war vergraben, das rechte auf der Fensterbank
Wirklich eindrucksvoll empfand ich allerdings den geschmacklichen Unterschied. Während der Sirup von der Fensterbank zwar auch superlecker nach Wald schmeckt, erinnert der im Dunkeln gereifte tatsächlich mehr an Honig. Er gibt sich viel milder; und obwohl ich vorab von der ersten Variante bereits begeistert war, kam sie mir im Vergleich fast ein wenig hart vor. Ihr müsst das UNBEDINGT selbst ausprobieren, mit Worten lässt sich das einfach nicht in vollem Umfang wiedergeben!
Das Fazit, das ich daraus ziehe, sieht jedenfalls zwei gravierende Änderungen vor:
Unter Umständen ließ ich die Wipferl letztes Jahr einfach schon ein wenig zu groß werden – je mehr Flüssigkeit noch in ihnen ist, desto mehr kann logischerweise an den Zucker abgegeben werden. An diesem Lerneffekt möchte ich euch unbedingt teilhaben lassen, deshalb erzähle ich es euch jetzt schon. Also nix wie raus!
Ach ja, und weil ich es heuer mit einer anderen Zuckerart versuche, muss ich selbstverständlich wieder beide Methoden probieren… es bleibt spannend :-)
Habt ihr dazu vielleicht auch schon Erfahrungsberichte? Habt ihr schon mal Wipferlsirup vergraben? Welchen Zucker verwendet ihr?
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Zugegeben finde ich das Experiment etwas verrückt. Am meisten gefällt mir die Selbstironie: „Mir kam vor, mein Hund, der sich nicht als Suchhund qualifizieren konnte, lachte mich förmlich aus.“
Ich habe auch schon so ein verrücktes Experiment mit Maiwipferl gemacht: Ich habe sie zwar nicht ein halbes Jahr in einem Glas eingegraben, sondern mit meinem Thermomix destilliert: „Maiwipferlgeist“ ist ein 40 prozentiger Geist, der so richtig nach Fichtenwald schmeckt, so ähnlich wie Zirben Likör aber klar und ohne Zucker. Mit dem Ergebnis war ich jedenfalls sehr zufrieden!
Freundliche Grüße, Johann
Hallo Johann!
Vielen Dank :-)
Sag, jetzt hast du mich aber neugierig gemacht: Wie meinst du das mit dem Destillieren im Thermomix?
Alles Liebe,
Carmen
Als „Thermomix-Groupie“ kennst du ja die Fähigkeiten dieser Küchenmaschine.
Wo normal der „Varoma“ sitzt um Gemüse oder Germknödel zu dämpfen, verwende ich eine Destille.
Der Thermomix ist hier also die Heizquelle, was Zeit und Temperatur regelt, und noch dazu umrührt, damit nichts anbrennt. Ich habe es ausprobiert: Billigen Wein bei 85°C zu 85% Alkohol destilliert! Aber „Thermomix-Groupies“ werden natürlich Rosen-Hydrolat erzeugen!
https://www.youtube.com/watch?v=vLwHSfwOsHQ
Oder? 😉
Liebe Grüße, Johann
Ja Sachen gibt’s – danke für den kreativen Input! Auf die Idee wär ich noch nicht gekommen, ich destilliere mit meiner ja über der Flamme :-) (und jaaaa, Hydrolate mag ich! ;-))
Danke und liebe Grüße,
Carmen